1. Al)h.: Tomaschek. Kritik d. ältesten Nachr. über den skyth. Norden. II. 1
I.
Kritik der ältesten Nachrichten über den
skythischen Norden.
II. Die Nacliriclite» Herodot’s über den skythischen Karawanenweg
nach Innerasien.
Von
Wilhelm Tomaschek,
corresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
Oie Nachrichten, welche Herodot ca. 450 v. Chr. in Olbia
über den skythischen Norden eingezogen hatte, sind die werth
vollsten, welche wir über diese Region aus dem Alterthum be
sitzen; in würdiger Weise reihen sich ihnen als Gegenstück
in demselben vierten Buche die Nachrichten über die libyschen
Völker an. Zwar treten in den topographischen Angaben, z. B.
über die Flussläufe, starke Irrthümer hervor, und die breit
ausgesponnene Darstellung des Perserzuges, der sich that-
säcldich auf die Steppe zwischen Istros und Tyras beschränkt
hatte (Strabo p. 305), beruht auf Fabeleien und Uebertreibun-
gen; aber die Schilderungen der Nachbarvölker der Skythen
behaupten wegen ihrer Bestimmtheit, Mannigfaltigkeit und ur-
geschichtlichen Wichtigkeit einen unvergleichlich höheren Werth
als alle Nachrichten der übrigen Schriftsteller des Alterthums
zusammengenommen, da diese letzteren immer nur die Küsten
zone und'den schmalen Steppengürtel betreffen und das tiefere
Binnenland niemals erreichen. Schon Bayer (Opuseula, edd.
Klotz, p. 492) hatte den richtigen Satz ausgesprochen: ,IIero-
doti aetate ulteriora fuere notiora quam Ptolemaei aut Arriani
temporibus; ex quo illud fit verisimile, tune Olbiopolitas latius
mercaturas tractasse quam ullo tempore postf Auch den Aus
spruch K. v. Baer’s dürfen wir vollinhaltlich unterschreiben:
Sitzungsber. (1. pUil.-hist. CI. CXVJI. ßd. 1. Abh.
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