Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 114. Band, (Jahrgang 1887)

lieber die Hervararsaga. 
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vorstellte. Weder mit der Geschichte noch mit der Hervarar 
saga ist es zu vereinen, wenn nicht von einer grossen Schlacht, 
sondern von einer Reihe von Kämpfen die Rede ist, welche 
im Weichselwald stattgefunden haben sollen. 
Attila und der Weichselwald deuten auf ein Stadium der 
Sage, das dem uns aus der Hervararsaga und Saxo bekannten 
vorauf geht. — Aber ob man im Weichselwald eine Erinnerung 
an die uralten Sitze der Gothen an der Ostsee sehen soll, über 
die nach Jordanes Meinung c. 23 Hermanarich seine Herrschaft 
wieder ausgedehnt hat, ist nicht ausgemacht. Es könnte auch 
an die obere Weichsel gedacht sein, das wäre das Land der 
Chorvaten undir Harvadafj'öllum, s. oben S. 499. Aelfred im 
Orosius ed. Bosworth 1, c. 12 S. 19 kennt die alten Gothen 
nur in Dacien, das ihm aber an Wisleland östlich anstösst. 
Wenn die Vorstellung mit der Aelfreds sich deckt, also einem 
ungenauen Begriff von der Ausdehnung Daciens entsprungen ist, 
dann wird sie wohl älter sein als die der Hervararsaga, welche 
die Gründung des warägischen Russland zur Voraussetzung hat. 
S. oben S. 479, 498. 
Die Reihe von Kämpfen statt einer grossen Schlacht zeigt 
wohl, da eine Verkleinerung der Ereignisse in der Sage nicht 
angenommen werden kann, von verblasster Erinnerung. 
Ueber die Namensform Hlithe s. oben S. 491. Oder ist 
es die Nachbarschaft der langobardischen Königsnamen, welche 
es veranlasst hat, dass statt einer dem fränkischen Chlodio 
näheren Form Hlithe gewählt wurde, in Anlehnung an den 
langobardischen Lethu den Ahnherrn der Lithingi, Paulus 1, 
18,2? — Für Lethu haben Hlithe gehalten Ettmüller Scopes Vid- 
sidh S. 25, Rieger in Greins Sprachschatz 2, 788, Müllenhoff 
Zeitschrift 11, 278. — Wenn die Form für Chlodio veraltete so 
hätte Hlodhere nahe gelegen, das z. B. in der angelsächsischen 
Chronik häufig erscheint; auch ein Lotheresleh kommt bei 
Thorpe Dipl. vor. — Lyderus im Dipl. Svec., 1. und 4. Band, 
hat wohl nichts mit dem angelsächsischen Namen zu thun. 
Inegentheow, wofür man Ongengeow erwartet, wie im 
Beowulf und Widsidh der Schwedenkönig heisst, erinnert an 
die Ortsnamen Inegeburne, Incgensesham bei Kemble Cod. Dipl, 
und Thorpe Dipl. Ueber cg für g, s. Sievers Angelsächsische 
Grammatik § 215. 
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