Reinisch. Die f Afar-Spraclie. II.
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Die Afar-Sprache. II.
Von
Leo Reinisch,
wirkl. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
mancherlei anderwärtige Arbeiten verhinderten es, den
bereits im Jahre 1885 veröffentlichten 'Afar-Texten das Wörter
buch und die Grammatik sogleich folgen zu lassen. Dieses
Versäumniss soll nun nachgeholt werden, sowie ich hoffe, dass
auch demnächst die 'Afar-Grammatik dem Drucke libergeben
werden kann.
Wie aus dem nun folgenden Wörterbuch zu ersehen ist,
decken sich die meisten 'Afar-Wörter mit den entsprechenden
der Saho-Sprache, wie ja auch grammatisch das 'Afar und Saho
kaum als zwei verwandte Sprachen, sondern eher als Dialekte
ein und derselben Sprache anzusehen sind. Im Lautbestand
wie in den grammatischen Formen zeigt das Saho gegenüber
dem 'Afar bei weitem mer Ursprünglichkeit, und ich erkläre
mir diese Tatsache aus der geographischen Abgeschlossenheit
des Sahovolkes inmitten unzugänglicher Gebirge, wärend die
'Afar vermöge der Natur ihres Landes auf fortwiirende Be
ziehungen mit den Nachbarvölkern angewiesen sind und dem
zufolge auch ihre Sprache fremden Einflüssen ausgesetzt ist.
Es findet hier ein analoges Verhältniss statt wie zwischen dem
Bilin und Chamir, indem jenes in seiner geographischen Ab
geschiedenheit gegenüber dem Chamir ebenfalls seine ursprüng
lichen Formen conservativer bewart hat. Im Wortbestand
zeigen sich im Saho häufiger Entlehnungen aus dem Tigre
und Tigray, im 'Afar dagegen aus dem Arabischen, ganz ent
sprechend der Lage der Saho- und 'Afar-Länder.