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B ü d i n g e r.
nominell, jedoch das Jahrhundert erst ein Jahr später am 21. April
146 v. Chr. sich erneuern lassen. 1
In Augustus’ Zeit, im Jahre 2 v. Chr., ist dann hei Ein
richtung eines Marstempels demselben das Vorrecht ,der ca-
pitolinischen Nagels chlagung verliehen worden'. Nur ward be
stimmt, dass als der höchste Beamte, der Praetor maximus,
welcher die das Schicksal bindende Handlung zu vollziehen
hatte, ein Mann von censorischem Range fungiren müsse. 2
So ist in das Scheinalterthum der Augusteischen Mon
archie auch diese erhabene indogermanische Grundvorstellung
von Zeit und Schicksal als eine Verzierung eingefügt worden.
Dem Historiker aber erhebt sich, wie schon (S. 582) zu
Anfang dieser Untersuchung bemerkt wurde, immer dringender
die Frage, ob es nicht an der Zeit sei, die geschichts-philo-
sophische Entwicklung der Begriffe von Raum und Zeit von ihren
griechischen Anfängen bis auf unsere Zeit in den entscheidenden
Momenten in festem Zusammenhänge vorzuführen. Ein gelehr
tes, auf umfassenden Sammlungen beruhendes Werk über die
Entwicklung dieser Begriffe in der Neuzeit von Suarez an liegt
vor. 3 Aber es stellt die Dauer über die Zeit und durchdringt
die Aufgabe mit mathematischen Problemen. Es erfüllt die Hoff
nung nicht, der ich nun zum zweiten Male Ausdruck zu geben
mir erlaubt habe.
Oder wird dem Historiker das Wagniss überlassen bleiben
müssen, diesen auf die Tiefen indogermanischen Geistes zurück
gehenden Verlauf zu schildern?
Möge dann die Ausführung, von welcher von beiden
Seiten sie auch unternommen werde, ihrem Verfasser mehr
genügen, als mich selbst die Fassung dieser Studie zufrieden
stellt, welche auch der Leser nur als eine solche und nicht als
ein kunstmässig abgeschlossenes Erzeugniss gelten lassen wolle!
*
1 Seeck a. a. 0.
2 Mommsen, Chronologie 2 177 ff.
3 Johann Julius Baumann, Die Lehren von Baum, Zeit und Mathematik
in der neueren Philosophie nach ihrem ganzen Einflüsse dargestellt und
beurtheilt. Berlin 18G8 und 1869, zwei Bände. Eine eindringende Be
sprechung des Werkes bringt das Literarische Centralblatt 1869, Spalte 380;
1870, Sp. 1180 ff.