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Neu wirth.
Agmina sanctorum laudantici voce sevena,
ante thronum domini sistunt per saecula cuncta.
Ueber derselben zog sieb die obenerwähnte, 1 auf Gozbert und
Ymmo Bezug habende Inschrift hin; beide haben durch die
Brände vielfach gelitten und scheinen nicht zu lange sich ge
halten zu haben. 2 Ratpert hat die Gemälde zwar noch selbst
gesehen, uns aber über dieselben eben so wenig Ausführliches
berichtet wie über die im östlichen Chore. Ob über der Thüre
des Münsters ein Gemälde war, das die Yerse:
Hie deus est praesens puro poscentibus ore,
dans miseris ueniam, contritis corde medelam.
erklären sollten, muss unentschieden bleiben. Auf die Aus
schmückung der Otmarskirche 3 können diese Wandmalereien
der parietes basilicae sancti Galli-' gewiss nicht bezogen werden.
Die an die Wände der Klosterkirche verwiesenen Gemälde
unter Ymmo 5 sind nicht in diese, sondern mit Recht in den
Kreuzgang zu setzen. 1 ' Daher sind als die jenen ersten zeitlich
nächsten malerischen Ausschmückungen des Münsters die Bilder
zu nennen, welche Abt Manegold (1123 — 1133) an der cas-
setirten Holzdecke ausserhalb des gewölbten Chores im
Mittelschiffe ausführen liess und die den Stammbaum
Christi in gleicher Weise darstellen mochten, 7 wie die Decken
bilder zu St. Michael in Hildesheim. Die Darstellung des
jüngsten Gerichtes, welche gleichzeitig ausgeführt wurde,
ist nicht in den Triumphbogen 8 zu setzen, sondern ausserhalb
der Kirche, aber nicht an der Äussenseite der Chormauer' 1
zu suchen. Das mit zierlichen Farben an die schültürn ausge
führte Bild litt unter den Feuersbrünsten von 1314 und 1418,
1 Siehe oben pag. 21.
2 Vadian, I, p. 166.
3 Dümmler, St. Gallische Denkmale, p. 253.
4 ßatp. eas., c. 29, p. 53.
5 J. von Arx, Geschichten des Cantons St. Gallen, 3 Bünde, St. Gallen,
1810—1813, I, p. 237; desgleichen in der Ausgabe der Contin. cas. in
MG. SS. II, p. 150, n. 15.
6 Contin. cas., c. 3, n. 34, pp. 10, 11.
7 Contin. cas., c. 37, p. 101.
8 Rahn, Gesch. d. h. K., p. 289.
9 F. Adler, Die Kloster- und Stiftskirchen auf der Insel Reichenau, in
Erbkams Zeitschrift für Bauwesen, Berlin, 1869, 19. Jahrgang, p. 559.