Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 105. Band, (Jahrgang 1844)

Zimmennann. lieber Hrnne's empirische Begründung der Moral.! 
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Heber Hume’s empirische Begründung der Moral. 
Von 
Robert Zimmermann, 
wirkl. Mitgliede der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. 
E s ist in der Natur der Sache gelegen, dass die Ent 
wicklung der praktischen, als eines Theiles der Philosophie 
überhaupt, von der Entwicklung dieser selbst abhängig erscheint. 
So wenig die letztere als Entwicklung eines Wissens mit jener 
der Sachen selbst als des Gewussten, so wenig ist die Entwick 
lung der ersteren als eines Theiles jenes Wissens mit der Ent 
wicklung ihres Gegenstandes als eines Theiles jenes Gewussten 
identisch. Wie die Entwicklung der Wissenschaft von der Natur, 
die Physik, von der Entwicklung dieser selbst, so ist die Ent 
wicklung der Wissenschaft vom Guten, die Ethik, von jener 
des Guten selbst verschieden. Die Veränderungen, welche die 
Natur erleidet, sind reale und solche eines Realen, während 
die Veränderungen, die eine Wissenschaft erfährt, ideelle und 
solche eines Ideellen sind. Nur mit den letzteren hat es die 
Geschichte einer Wissenschaft, mit den ersteren dagegen die 
Wissenschaft selbst zu thun. Letztere wird daher, -wenn es sich 
z. B. um die Wissenschaft des Guten handelt, darauf aus 
gehen, die Schicksale darzustellen, welche das Gute ' selbst, 
das gute Wollen und Handeln, im Laufe der Zeit erlitten hat, 
dessen allmäliges Aufkommen, im engeren oder weiteren Um 
kreise der Menschheit sich Behaupten oder schliesslich einer 
entgegengesetzten Wollens- und Handlungsweise den Platz 
Räumen, mit einem Wort, die Geschichte des Guten wird die 
seines Kampfes mit dem Bösen sein. Dagegen, wenn es sich 
um die Geschichte der Wissenschaft vom Guten handelt, wird 
dieselbe die Schicksale darzustellen haben, welche diese Wissen-
	        
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