Full text: Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 24. Band, (Jahrgang 1857)

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C z e r m a k. Über das Verhalten 
Schliesslich erwähne ich noch, dass ich alle die mitgetheilten 
Versuche bisher nur an mir seihst anzustellen Gelegenheit fand, und 
sehr wünschte ich, dieselben auch von Anderen wiederholt und bestä 
tigt zu sehen, da das Generalisiren solcher Thatsachen, wie der mit 
getheilten, nicht vorsichtig genug geschehen kann. 
Als ein gutes Zeichen für die Allgemeingiltigkeit der von mir 
an mir selbst nachgewiesenen und wahrscheinlich gemachten Verän 
derungen am Gaumensegel, beim Hervorbringen der reinen Vocale, 
kann ich nicht umhin, an die Beobachtung meines verehrten Lehrers 
Purkyne zu erinnern, dass sich beim Übergange vom n zum e der 
sogenannte Kehlraum, d. h. der Baum zwischen Kehlkopf, hinterer 
Rachenwand, Gaumensegel und Zungenwurzel erweitert, und die 
Erweiterung auch beim i bleibt — und an eine Stelle bei Brücke 
(a. a. 0., pag. 29), welche auf erfreuliche Weise mit meinem Funde 
in Einklang steht, und sehr gut durch denselben erklärt werden kann. 
Brücke sagt: „Es gelingt zwar jeden Vocal mit dem Nasen- 
„ton hervorzubringen, doch macht mich Herr Professor Miklosich 
„darauf aufmerksam, dass in allen ihm bekannten Sprachen nur a, ä, ii 
„und o als Nasen-Vocale Vorkommen. Ebenso führt J. Müller in sei- 
„nem Lehrbuche der Physiologie nur diese Nasen-Vocale auf, die 
„sich in der That leichter und bequemer als die übrigen 
„bilden lassen.“ Offenbar weil, füge ich hinzu, für a, c und o das 
Velum tiefer steht, und ein weniger dichter oder fester Verschluss der 
Nasenhöhle, der beim Nasenton bekanntlich ganz aufgehoben werden 
muss, erfordert wird, als für i und u. 
Krakau, den 2G. Februar 1857. 
Nachschrift vom 3. März. 
Einer freundlichen Aufforderung meines hochverehrten Collegen 
Herrn Professors Brücke folgend, theile ich nachträglich noch die 
Resultate einiger vorläufigen, mit meiner Gaumensonde angestellten 
Untersuchungen über das Verhalten des weichen Gaumens 
beim Her vor bringen der Consonanten, mit. 
Ich lege hierbei natürlich die unübertreffliche, systematische 
Eintheilung der Consonanten von Brücke zu Grunde. 
1. Wie zu erwarten stand, gab der Zeiger meiner Sonde für 
alle „tonlosen“ „Verschlusslaute“ die grösstmögliehe Hebung des 
Gaumensegels, während des Nasenverschlusses, an, namentlich, wenn
	        
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