Full text: Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 20. Band, (Jahrgang 1856)

8 S z o n t ä g; li. Beiträge zur feineren Anatomie des menschlichen Gaumens. 
gröberen Bündel gesellen sieh theils zu den Blutgefässen, tlieils ver 
laufen sie isolirt nach allen Richtungen und durchkreuzen sich auch 
nicht selten. Einzelne Fasern konnte ich oft bis in die Schleimhaut, 
ja bis knapp an das Epithel verfolgen, sali sie jedoch nie in Papillen 
eintreten. Ihre Structur weicht von der der Nerven anderer Organe 
einigermassen ab, und erfordert desshalb eine ausführlichere 
Besprechung. 
Wenn man beim neugebornen Kinde einen in Essig gekochten 
und getrockneten harten Gaumen untersucht, so findet man nur in 
der Nähe des Knochens mächtige und zahlreiche Bündel von Nerven 
fasern, die das gewöhnliche Aussehen darbieten; in der Schleimhaut 
und ihrem Bindegewebe aber hlos Bündel, die eher organischen 
Muskelfasern, als Nerven ähneln. Sie sind nämlich ganz so, wie die 
organischen Muskeln an solchen Präparaten, dunkler contourirt, der 
Länge nach gestreift, mit sehr zahlreichen, langen, selten ovalen, 
geraden oder wellenförmig gekrümmten Kernen, deren Längs 
durchmesser in der Richtung des Bündels liegt, besetzt und werden 
auf Zusatz von Essigsäure nicht lichter. Lässt man jedoch einen fri 
schen Gaumen in sehr verdünnter Salpetersäure maceriren, wodurch 
die Kerne nicht zu Grunde gehen, so sieht man unter und zwischen 
diesen die Contouren von Nervenröhren auftauchen, deren Inneres von 
einer feinkörnig geronnenen, mit kleinen Fetttröpfchen besetzten 
Masse erfüllt ist. — Beim Erwachsenen sieht man die Nervenröhren 
ohne alle Präparalion selbst in dünnen Bündeln, da sie hier stärker 
ausgebildet und die Kerne spärlicher eingestreut sind. Vorhanden 
sind diese jedoch auch hier; namentlich sieht man sie constant am 
Saume nicht nur der natürlichen gröberen, sondern auch der von 
ihnen mit der Staarnadel künstlich abgelösten feineren Bündel, 
gleichsam in deren Scheide eingelagert. Hat man heim Präpariren 
eine Stelle des Nervenbündels gequetscht, so dass aus den Nerven 
röhren das Mark austrat, so sieht man auch zwischen den dunklen 
dicht an einander liegenden Streifen, welche die zurückgebliebenen 
Scheiden darstellen, einzelne längliche Kerne, während sie jenseits 
dieser gequetschten Stelle von dem vorhandenen Mark vollständig 
maskirt werden. An Querschnitten der Bündel sieht man hlos in der 
ausserordentlich dicken Scheide derselben Kerne, von denen manche 
mit ihrem Längsdurchmesser auch in der Peripherie des Kreises, 
somit senkrecht auf die Richtung der Nerven liegen. — Die Nerven
	        
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