122 Rokitansky. Über das Auswachsen der Bindegewebs-Substanzen
Über das Auswachsen der Bindegewebs-Substanzen und die
Beziehung desselben zur Entzündung.
Von dem w. M. Prof. Rokitansky.
(Mit I Tafel.)
Ich habe in meiner Abhandlung über die Entwickelung der
Krebsgerüste und anderer Maschenwerke (Sitzungsb. der mathem.-
naturw. Classe 1852, Märzheft) auf die Structur der pseudomembra
nösen Bildungen auf serösen Häuten und einigermassen auch auf deren
Entwickelung, d.i. auf das Wachsthum derselben aufmerksam gemacht
und die Identität derselben in jeder dieser Rücksichten mit den Krebs
gerüsten als Maschenwerken nachgewiesen. Ich habe nämlich daselbst
gezeigt, dass die gegebenen Lamellen der Pseudomembran in Form
von konischen oder kolbigen Excrescenzen als Zellen erzeugenden
structurlosen Hohlgebilden oder massenhafter in Form von leisten
artigen derlei Wucherungen auswachsen, dass diese zu Maschenwer
ken werden, als solche einander durchsetzen und auf diese Weise
dichte, faserige Filze constituiren. In der Abhandlung über den Zot
tenkrebs (Sitzungsb. der mathem.-naturw. Classe 1852, Aprilheft) habe
ich bemerkt, dass der structurlose Hohlkolben von pathologischen
sowohl wie physiologischen Gewebsmassen her spriesse und sofort
habe ich vielfach gelehrt, dass Bindegewebsneubildungen nebstdem,
dass sie in jenen structurlosen Gebilden zur Entwickelung kommen,
auch aus nackten Zellenmassen hervorgehen, zu denen Bindegewebe
in Form von Papillen, Zotten, Leisten auswächst.
Ich war damit von früheren Ansichten über das ursprüngliche
Zustandekommen der obgedachten Pseudomembranen, d. i. über deren
Grundlage (Blastem) und Entwickelung sowohl, als auch über deren
Beziehung zu dem Substrate des Exsudations-Vorganges abgekommen.
Es waren dies Ansichten, welche bis auf heute allgemein adoptirt
waren, welche Vogel in der Aufstellung des Hydrops fibrinosus, der
ihm auch eine Theorie der Entwickelung der Cyste bot, und in der
weiteren Aufstellung des Gesetzes der sogenannten analogen Bildung
zusammengefasst hatte, — Ansichten, nach welchen das Exsudat
sowohl das Blastem für die Entwickelung der Elemente des Ergusses
(Eiters), als auch das Material der Gewebs-Bildung enthielt, nach
welchen eben ein Antheil des Exsudates in Contact mit dem Gewebe,