Full text: Die Staatsbahn von Wien bis Triest mit ihren Umgebungen

Das Kainachthal. 
Am suͤdlichen Abhange des Roßbachkogels der Kleinalpe, der sich Anfangs 
der Herbstzeit mit einem prachtvoll blühenden Walde der gemeinen Alpenrose Rhododendron ferrugineum 
überdeckt, in der Nähe von Haunstein einer klei— 
nen aber im Mauerwerk gut erhaltenen, fein skeletirten Burgruine, entstroͤmt einer 
Erdhöhle mit weit vernehmbarem Brausen ein kräftiger Wasserstrom, der sogleich 
einige rohe Säge-Vorrichtungen treiben und Holzblöcke in das unterhalb der Veste zelegene Thal 
hinabschaffen muß. 
Es ist dies der Hauptursprung der Kainach, die durch Zuflüsse aus dem 
Anas⸗ und Oswalbd⸗Graben verstärkt, vor der Ortschaft Kainach die Hämmer 
des großen Krejan'schen Zerrenwerkes in Schwung setzt. Hier ist classischer Bo— 
denz die Roͤmer brachen in der Gegend weißen Marmor, ein durch Wolkenbrüche 
ttreckenweise bloßgelegter gepflasterter Saumweg in der oberen Region beweist, 
daß sie die Puncte für Alpenübergänge besser als unsere Ingenieure zu waͤhlen 
vberstanden; beim Graben eines Kellers fuür die Taferne bei Neu haäusel wurde 
ein Dutzend hier aufgestellter Denksteine zu Tage gefördert, meist rohe Arbeit 
und Wiederholung bekannter Darstellungen lassen sie erkennen, daß es schon da⸗ 
mals üblich war sich an Schablone zu halten. 
Schloß Alt oder Groß-Kainach, der Sitz eines reichbegüterten Ge— 
schlechts, von dessen Ueppigkeit und Verschwendung sich manche Sage erhalten 
hat, das aber der Reformation eifrig anhaͤngend unter Ferdinand II. auswan⸗ 
derte, befindet sich bereits im zweiten Stadium des Verfalls. 
Unser Gebirgsbach gestaltet sich nach der Vereinigung mit der Graden bei 
Mitterndorf zu einem Flusse, der, weiter unten vielfache Serpentinen bildend, nach 
dem Lauf von fast 9 Meilen vor Wildon in die Mur fällt, treffliche Hechte, 
Forellen und Krebse von ausgezeichnetem Wuchse führt, als eines der schlimm⸗ 
ten Wildwässer verrufen und aller Regulirungsversuche, auf die schon Tausende 
oerwendet wurden, gespottet hat. Doch ist das Kainachthal reich an Bodenschätzen 
ieder Art und überdies so wunderschön „ daß es unter den reizendsten Gegenden 
der Steiermark einen der ersten Plätze einnimmt. 
Der ungeheure Floß von Lignit, der dem Becken bei Voitsberg und Köflach 
auf fast 2 Q.⸗Meilen zur Unterlage dient, bei maͤßiger Hitzkraft, ohne Schlacken 
ju bilden, ganz zu Asche verbrennt und das Eisen nicht angreift, wurde 1766 
vom Abbsé Poda und Johann Geist entdeckt, blieb aber lange vernachlaͤssigt, doch 
war die Kohlengewinnung von 1820, wo sie kaum 5000 Ctr. betrug, bis 1840 
auf 200,000 Ctr. gestiegen, jetzt beträgt sie wohl das Dreifache und wird, in noch
	        
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