Bibliographic data
Map
- Title:
- Typus Totius Orbis Terrarum,
- Sub title:
- In Quo & Christiani militis certamen super terram (in pietatis studiosi gratiam) graphicè designatur
- Statement of responsibility:
- I. Hondius excudit
- Publisher:
- à Iud. Hondio cælatore
- Creation date:
- [1597?]
- Language:
- Latin
- Reproduction type:
- Kupferstich
- Dimensions:
- 35 x 46 cm
- Extent:
- 1 Karte
- Shelfmark:
- K-V(Bl): WE 49
- Object number exhibition:
- 2 [Ausstellung 2022: 7 ERDTEILE - 7 WELTMEERE]
- Persistent identifier:
- AC12307523
- Short title:
- HONDIUS Weltkarte 1597
- Keyword:
- Kartentyp; Weltkarte
- Scale:
- Circa 1:85 000 000 am Äquator
- Description:
- Details zu illustrierendem Inhalt: Unten Illustration von König Heinrich IV. von Navarra als Christlicher Ritter im Kampf gegen fünf Gegner, Mundus-die weltliche Verlockung, Peccatum-die Sünde, Caro-die sinnliche Lust, Diabolus-der Teufel und Mors-der Tod. Die Illustration wird von 30 Bibelzitaten umgeben.
- Gitterlinien: Längen- und Breitenangaben in 10°-Schritten
- Nullmeridian: Kapverden
- Projektion: Mercatorprojektion
- Widmung: Links unten: "Doctissimis Or: natissimisque viris, D. D. R. Brewero. H. Briggio, et Ed. Wrichto. medicis celeberrnnis [sic] Matheseos eximiis Professoribus, in amicitæ verae μνημοóσωου D.D. I Hondius"
- Sonstige Details: Exemplar ÖAW-Sammlung Woldan koloriert
- On the content:
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Die Karte Typus Totius Orbis Terrarum In Quo & Christiani militis certamen super terram in pietatis studiosi gratiam graphicè designatur (Maßstab am Äquator ca. 1:85,0000.000) wurde von Jodocus Hondius (1563-1612) 1597 in Amsterdam herausgegeben. Hondius wurde 1563 in Wakken geboren. Bald emigrierte er aus Glaubensgründen nach London, wo er seine ersten kartographischen Werke herausgab. Im Jahr 1593 übersiedelte er nach Amsterdam. Dort gründete er einen Kartenverlag, der in der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert zu den bedeutendsten in Europa zählte. 1604 kaufte Hondius die Kupferplatten des Mercatoratlas, der in seinem Verlagshaus noch einige erweitere Auflagen erleben sollte.
Die Karte ist eine Weltkarte. Die geographischen Längen und Breiten finden die Kartenbetrachter in 10°-Schritten sowohl am Kartenrand durch Zahlen als auch innerhalb des Kartenbildes durch Gitterlinien. Für den Ausgangspunkt der Längenzählung wählte Hondius die Kapverdischen Inseln. Als Projektion verwendete er die für die Seefahrt geeignete Mercatorprojektion. Daher liegen Nord- und Südpol jeweils im Unendlichen. Eine Maßstabsleiste ist nicht vorhanden. Links unten befindet sich ein Widmungsschreiben an die englischen Ärzte und Mathematiker Henry Briggs (1561-1630), Edward Wright (1558-1615) und Robert Brewer. Edward Wright unterzog unter anderem der Mercatorprojektion eine nähere mathematische Analyse. Gemäß der damaligen Zeit sind die Umrisse der Kontinente mit Ausnahme des arktischen und antarktischen Bereiches und Australiens bereits einigermaßen gut wiedergegeben. Feuerland bildete noch einen Teil des Südlandes, welches durch die Mercatorprojektion als überaus groß erscheint. Im nördlichen Bereich der Karte sind viele Legenden zu finden. Diese berichten zum Beispiel über die Entdeckung und Namensgebung Amerikas, die Expeditionen zur Entdeckung der Nordostpassage und das mögliche Aussehen des nördlichen Teils von Nordamerika und Asien. Die Weltmeere schmücken insgesamt zwölf Schiffe und Fabeltiere.
Eine Besonderheit der Karte ist ihre allegorische Darstellung, die Hondius im Südkontinent visualisierte. Sie soll den Kampf eines christlichen Ritters gegen fünf Gegner symbolisieren: die Welt oder weltliche Verlockung in Gestalt einer Herrscherin, die Sünde in Form eines Mannes mit Reptilienunterleib und Schlange, die sinnliche Lust in Form einer jungen Frau, der Teufel mit flammenden Pfeilen und der Tod als Knochenmann. Zusätzlich verdeutlichen 30 lateinische Bibelzitate, die vor allem aus dem Neuen Testament stammen, die Intention des Autors. Als Vorlage diente Hondius eine allegorische Darstellung des flämischen Kupferstechers Hieronymus Wierix (1553-1619). Doch verkörperte Hondius im christlichen Ritter den französischen König Heinrich IV., der zur Entstehungszeit der Karte gerade gegen Philipp II. kämpfte. Mit der Karte wollte Hondius wohl das protestantische gegen das katholische Europa mobilisieren. Nach der Niederlage Heinrichs und dem darauf folgenden Frieden von Vervins stoppte Hondius wahrscheinlich den Verkauf seiner Karte.
Petra Svatek
- reference works:
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Peter BARBER, The Christian Knight, the Most Christian Knight and the rules of darkness, in: The Map Collector 52 (1990), 8-13.
Johannes DÖRFLINGER, Europäisches Weltbild und politische Allegorie im ausgehenden 16. Jahrhundert: Die Christian Knight-Karte von Jodocus Hondius, in: Friedrich EDELMAYER, Peter FELDBAUER, Marija WAKOUNIG, Globalgeschichte 1450-1620. Anfänge und Perspektiven, Wien 2002.
Anette HOLZER, Die Christian Knight map von Jodocus Hondius, Univ.-Dipl. Wien 2013.
Günter SCHILDER, Hondius Jodocus, in: Ingrid KRETSCHMER, Johannes DÖRFLINGER, Franz WAWRIK, Lexikon zur Geschichte der Kartographie. Von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg, Band 1, Wien 1986, 319-320.