Bibliographic data
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- Title:
- Neu topograph. Karte von der umliegend=Gegend von Wien
- Sub title:
- Da von allen Hauptstaedten Karten Gestochen seind, so hat der Verfasser in einer neu-art mit farben zu stechen ein Versuch gemacht, es wird zu der Reisse ersichtlicher sein und ist noch in Keinen Land in vorschein Gekommen
- Other titles:
- Neue topographische Karte der umliegenden Gegend von Wien
- Statement of responsibility:
- Von Mauer
- Publisher:
- [Johann Georg Weingand]
- Creation date:
- 25 Novemb: 1786
- Language:
- German
- Reproduction type:
- Dreifarbenkupferstich
- Dimensions:
- 40 x 50 cm
- Extent:
- 1 Karte
- Shelfmark:
- K-V(Bl): OE/Vie 201
- Persistent identifier:
- AC04379901
- Short title:
- MAUER Wien Umgebung 1786
- Keyword:
- Kartentyp; Umgebungskarte
- Scale:
- Circa 1:72 000
- Description:
- Details zu kartographischem Inhalt: Gebirgsdarstellung mit einfachen Böschungsschraffen
- Ergänzender Inhalt: Grundrissskizze Wiens bis zum Linienwall (rechts unten)
- Details zu Maßstabsangaben: Maßstabsleiste in graphischer Form "Masstab von einer Stundt"
- Gitterlinien: Gitternetz ohne Bezeichnung
- Ausrichtung: West
- On the content:
-
Zwischen 1782-1787 erschienen in Wien bei dem Verleger Johann Georg Weingand unter dem Namen Mauer mehrere Pläne und Karten. Dabei handelt es sich um Pläne des Augartens, des Praters sowie um mehrere Ausgaben einer Umgebungskarte von Wien. Über den Kartographen selbst ist kaum etwas bekannt und abgesehen von den oben genannten Werken sind auch keine weiteren kartographischen Arbeiten nachgewiesen. Allerdings findet sich in der Literatur mehrfach ein Hinweis, dass es sich bei „Mauer“ um ein Pseudonym von Joseph Daniel von Huber handelt, welcher unter anderem für den Wiener Vogelschauplan von 1778 verantwortlich ist.
Die vorliegende „Neu Topograph. Karte von der umliegenden Gegend von Wien“ ist die letzte von Mauer bekannte Arbeit und eine von nur acht nachgewiesenen Exemplaren. Die Karte im Maßstab ca. 1:73 000 zeigt die Umgebung Wiens auf 20 Quadratmeilen. Sie reicht dabei von Baden im Süden bis Klosterneuburg im Norden und erstreckt sich von Purkersdorf im Westen bis Fischamend im Osten. Die Windrose in der Karte verweist auf eine westliche Ausrichtung, bei genauer Betrachtung ist jedoch eine südwestliche Ausrichtung der Karte festzustellen. Die im dreifarben Druck fast malerisch anmutende Karte zeigt die Schrift, Flussläufe, Nebenstraßen und Geländeschraffen in schwarzer Farbe. Die Hauptverkehrswege und Siedlungsgrundrisse werden in Rot dargestellt. Bei der in Grün dargestellten Vegetation wird zwischen Wald, Wiesen und Felder unterschieden. In Kombination mit den schwarzen Schraffen der Geländezeichnung entsteht hier ein sehr plastischer Eindruck der Geländeformen. Am rechten unteren Rand der Karte befindet sich auch eine Grundrissskizze der Wiener Vororte zwischen Stadtmauer und Linienwall, mit der Benennung der Vororte und der wichtigsten Verkehrswege.
Die Pläne und Karten von Mauer sind in Bezug auf ihre Herstellungstechnik aber auch in Bezug auf ihren Verwendungszweck von kartographiehistorischem Interesse. Wurden Karten zuvor meist in Schwarz gedruckt und in einem weiteren Schritt händisch koloriert, so wurde hier jede Farbe in einem eigenen Druckvorgang aufgebracht. Die Neuartigkeit dieser Herstellungstechnik wird auch im Kartentitel wiedergegeben“… so hat der Verfasser in einer neu-art mit farben zu stechen ein Versuch gemacht…“.
Ein weiterer interessanter Aspekt dieser Karten ist ihr Verwendungszweck, welcher auch als „Gebrauchskarte für Ausflügler“ bezeichnet wird. Dies manifestiert sich in der Maßstabsangabe, welche in Schritte und Stunden angeben ist und auch in den aufgedruckten Gitterlinien. Diese dienen vermutlich als Falt- bzw. Schnittlinien um die Karte in 12 handliche Segmente zu unterteilen.
Ein zu dieser Zeit aufkeimendes Naturbewusstsein machte auch das Wiener Umland als Ausflugsziel für Erholungssuchende interessant. Wurden bisher Karten hauptsächlich für militärische Zwecke, Grenzstreitigkeiten und für Reisende erstellt, so wurde Ende des 18. Jahrhundert auch Ausflügler und Erholungssuchende als Zielgruppe erkannt und mit Karten versorgt. Die vorliegende Karte ist ein Beispiel für eine frühe Phase dieser Gebrauchskarten.
Andreas Krexhammer
- reference works:
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Johannes DÖRFLINGER, Die österreichische Kartographie im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Privatkartographie zwischen 1780 und 1820. Band 1, Österreichische Karten des 18. Jahrhunderts, Wien 1984.
Markus HEINZ, Jan MOKRE, Über Joseph Daniel von Huber (1730/1731-1788) und seinen Vogelschauplan von Wien, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, 47/48 (1991/1992), 93-122.
Jan MOKRE, Daniel von Huber. Leben und Werk eines österreichischen Militärkartographen des 18. Jahrhunderts. Diplomarb. Univ. Wien. Wien 1990.