Bibliographic data
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- Title:
- Ethnographische Karte der Oesterreichischen Monarchie
- Statement of responsibility:
- von Carl Freiherrn von Czoernig reducirt nach dessen von der k. k. Direction der administrativen Statistik herausgegebenen Ethnographischen Karte der Monarchie in 4 Blättern
- Publisher:
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Creation date:
- 1856
- Language:
- German
- Reproduction type:
- Lithographie
- Dimensions:
- 54 x 74,5 cm
- Extent:
- 1 Karte
- Shelfmark:
- K-V(Bl): OE 1404
- Persistent identifier:
- AC03793289
- Short title:
- CZOERNIG Oesterreich 1856
- Keyword:
- Bevölkerung
- Scale:
- 1:1 584 000
- Description:
- Details zu kartographischem Inhalt: Farblich-thematische Unterscheidung der verschiedenen Sprachstämme.
- Ergänzender Inhalt: Tabelle mit der "Politischen Eintheilung der oesterreichischen Monarchie" mit Flächenangaben. - Tabelle mit "...Zahl der Angehörigen der verschiedenen Sprachstämme"
- Details zu Maßstabsangaben: Nummerischer und graphischer Maßstab, "Wiener-Klafter", "Oester. Meilen."
- Gitterlinien: Gitternetz ohne geographische Angaben
- On the content:
-
Die Ethnographische Karte der oesterreichischen Monarchie (1856; 1:1,584 Mio.) stammt von Carl Freiherr von Czoernig (1804-1889) und wurde von der im Jahre 1840 gegründeten k. k. Direktion der administrativen Statistik herausgegeben und im Wiener k. k. Militärgeographischen Institut unter dem Kartographen Joseph von Scheda (1815-1888) gedruckt. Czoernig leitete diese Institution bis 1865. Zudem war er korrespondierendes Mitglied der k. k. Akademie der Wissenschaften und von 1852 bis 1863 Leiter der Sektion für Eisenbahnbauten und Eisenbahnbetriebe. Für das Jahr 1857 organisierte er in Wien den III. Internationalen Statistischen Kongress.
Obwohl bereits zur Zeit Maria Theresias die Statistik für die Staatsverwaltung eine große Bedeutung besaß, erfolgt erst mit der Gründung der k. k. Direktion der administrativen Statistik und der vollständigen Freigabe der Daten 1848 ein Aufschwung der Statistik in Österreich. Die nun für jedermann zugänglichen Daten wurden ab dieser Zeit immer mehr in thematische Karten verarbeitet. Dabei spielte die ethnographische Karte Czoernigs eine herausragende Rolle, da sie noch viele Jahre nach ihrem Erscheinen weltweit zu den bedeutendsten ethnographischen Karten eines größeren Gebietes gezählt wurde. Die Datenerhebung war im Gegensatz zu früheren Kartenprojekten ausgesprochen langwierig und arbeitsaufwändig. Bald nach der Gründung der k. k. Direktion der administrativen Statistik wurden Fragebögen an alle Verwaltungsunterbehörden der Habsburgermonarchie gesandt. Damit wollte man die Nationalitäten aller Bewohner eruieren. Zusätzlich reisten Sachverständige in gemischtsprachige Gebiete (Bsp. Banat, Wojwodina), um exaktere Befragungen durchführen zu können. Die dabei gewonnenen Daten wurden zuerst in 309 Spezialkartenblätter eingetragen. Nach mehrmaligen Revisionen erfolgte der erste Druck der Karte 1855. Die hier gezeigte Karte mit selben Titel stellt eine reduzierte Fassung der Ausgabe von 1855 dar. Sie wurde von Anton Dolezal bearbeitet. Da die Geländedarstellung fehlt, kommen die Flächenfarben optisch besser zur Geltung. Flüsse, Seen und Siedlungsnamen erleichtern die Orientierung. Zudem sind auch Straßen, im Betrieb und im Bau befindliche Eisenbahnen eingetragen. Im rechten unteren Eck erscheint eine Tabelle, welche die politische Einteilung der Habsburgermonarchie wiedergibt.
Die unterschiedlichen Ethnien sind in der Karte durch unterschiedliche Farben wiedergegeben. So verwendete Czoernig zum Beispiel für die Deutschen die Farbe Rot, und für die Slawen verschiedene Grüntöne. Die Magyaren erscheinen in weiß während die Walachen und Moldauer einen hellen Braunton zugeordnet bekamen. Für die Visualisierung ethnischer Mischgebiete orientierte sich Czoernig an seinen Mitarbeiter Joseph Vincenz Haeufler (1810-1852), der in seiner Sprachenkarte von 1846 in der Grundfarbe der Mehrheitsbevölkerung Kreisring in der Farbe der Minderheit integrierte. Rosarote Ringe findet man zum Beispiel um Steinamanger, Fünfkirchen und die Region Biala. Czoernig verfeinerte allerdings die Methode von Haeufler, in dem zum Beispiel im Bereich der ungarischen Stadt Szentendre die weiße Fläche für Magyaren von drei verschiedenen Ringen umgeben wird: von einem dunkelgrünen für Serben, von einem hellgrünen für Slowaken und von einem roten Ring für Deutsche. Zudem kommen in der Karte auch Ringe vor, die in farbige Sektoren gegliedert sind (Bsp. ungarische Gemeinde Tállya: Ring je zur Hälfte in rot und weiß wiedergeben).
Petra Svatek
- reference works:
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Johannes DÖRFLINGER, Sprachen- und Völkerkarten des mitteleuropäischen Raumes vom 18. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, in: Wolfgang SCHARFE, Heinz MUSALL, Joachim NEUMANN, 4. Kartographiehistorisches Colloquium Karlsruhe 1988. Vorträge und Berichte, Berlin 1990, 183-195.
Ingrid KRETSCHMER, Von der Zweiten Landesaufnahme (1806) bis zur Gegenwart (2004), in: Ingrid KRETSCHMER, Johannes DÖRFLINGER, Franz WAWRIK, Österreichische Kartographie. Von den Anfängen im 15. Jahrhundert bis zum 21. Jahrhundert (Wiener Schriften zur Geographie und Kartographie 15), Wien 2004, 169-289.
Rosa LEBMANN, Heimold HELCZMANOVSZKI, Auf dem Gebiet der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswissenschaft tätige Österreicher. Eine Biographie und Bibliographie, Wien 1986.
Franz WAWRIK, Elisabeth ZEILINGER, Austria Picta. Österreich auf alten Karten und Ansichten. Ausstellung der Kartensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Graz 1989.