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Joseph Bergmann.
Zeichnung. Da dieser Stein 25 Fuss hoch im Thurme eingemauert ist,
bedurfte es einer Leiter. Diese besorgte der k. k. Polizeicommissär
Herr Hammer auf’s Bereitwilligste, und der Maler Herr Anton
Boch zeichnete nach möglicher Reinigung des Steines in der gefähr
lichen Höhe am 14. October 1851 die Figuren in einem Augenblicke,
wo die Beleuchtung eine ganz erwünschte war.
Heut’ zu Tage lässt es sich nicht mehr ermitteln, w o dieses
Monument seinen ursprünglichen Stand hatte, wann und von wem
es in dem Thurme eingemauert wurde, wohl gewiss um es desto
sicherer der Nachwelt zu erhalten, besonders weil es dem unkun
digen Volke als ein Denkmal der Ehrguta galt. Es war, schreibt mir
Herr Kögl, wohl aus Unkenntniss der Arbeitsleute mit Kalk über
tüncht, den aber der Regen grösstentlieils wieder abgewaschen hat.
Sowohl die Verwitterung, welcher der Sandstein auf der rauhen
Nordseite so lange ausgesetzt ist, als auch die Kalkreste stören den
ersten Eindruck und die schnelle Enträthselung der Vorstellung.
Wäre diese Einmauerung durchB r entano oder seinen nächsten Vor
fahr im Hause geschehen, so würde jener dies in seiner im J. 1793
gedruckten, nur Altes ausschreibenden „ vorarlbergischen Chronik, oder
Merkwürdigkeiten des Landes Vorarlberg, besonders der Stadt und
Landschaft Bregenz” wahrscheinlich umständlich angezeigt haben.
Er erzählt bloss die Legende der Ehrguta, und bemerkt S. 49, das
Bildniss dieser redlichen Bregenzerinn sei an einem Hause inStein
gehauen noch zu sehen. Allgemein mit B re nt an o sieht man in Bregenz
diese bildliche Vorstellung als wirkliche Ehrguta an, wie sie nach der
Niederlage des Feindes und dem Entsatz der so lange beängstigten
Stadt von den siegestrunkenen Bürgern noch am 13. Jänner im
Triumphzuge, auf einem stattlichen Pferde sitzend, öffentlich herum
geführt worden sei. Bei einer so hohen Aufstellung des Monuments an
der schattigen Nordseite, wo selbst ein scharfes Augenglas seine
Dienste versagt, bei einer so einstimmigen Überlieferung ist dieser
Irrthum auch sehr verzeihlich.
Über das Leben und Wirken unserer Guta ist nichts Urkund
liches vorhanden , alles beruht nur auf Sagen. Nichts desto weniger
lebt sie im Munde der dankbaren Bregenzer und im ehrenvollen Rufe
des Nachtwächters. Über diesen „Ehrguta-Ruf” enthalten die alten
Nachtwächter-Instructionen, die Herr Kögl sich bei der Stadtkanzlei
aufschlagen liess, eben so wenig wie die heutigen — Nichts. Vor