Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 96. Band, (Jahrgang 1880)

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Petschenig. 
das Anführungszeichen im Texte erkennen, dass von den 
Worten At uero an eine andere Person spreche? Nach dem 
ganzen Zusammenhänge kann nur derjenige, der früher sagte: 
,doch jene suchten nur weltlichen Ruhnr, fortfahren: ,du hin 
gegen forschest zwar mit demselben Eifer, aber mit anderer 
Absicht, nicht aus Streben nach weltlichem Ruhme, sondern um 
im Jenseits verherrlicht zu werden 1 . Die Sätze Sed'— diffn- 
mari und At — dicas enthalten einen Gegensatz, der nur als 
Gedanke einer und derselben Persönlichkeit den Anspruch hat. 
verstanden zu werden. Uebrigens wäre eine solche Com- 
positionsweise, ohne jegliche Spur eines Ueberganges, die an 
Unverständlichkeit das Möglichste leistet, schon an und für sich 
undenkbar. Man erwartet zum mindesten, wenn der Verfasser 
schon jene Persönlichkeit, die er redend einführt, nicht nennen 
oder bezeichnen wollte, ein At uero, inquis. Nur bliebe auch 
da noch die Thatsache bestehen, dass Victor jemanden redend 
einführt, der nichts weiter zu thun hat, als ein Loblied auf 
ihn und seine schriftstellerischen Bestrebungen zu singen, ihn 
als einen mit allen himmlischen Gaben ausgerüsteten Mann, 
als den trefflichen Schüler eines berühmten Lehrers, als einen 
zweiten Timotheus und Lukas zu feiern, während doch sonst 
die Schriftsteller jener Zeit in ihren Vorreden sich eher einer 
übertriebenen Bescheidenheit zu befleissigen pflegen. 
Ansprechender ist die Meinung, welche Ebert geäussert 
hat. Die ersten drei Paragraphen enthalten eine zusammen 
hängende Gedankenreihe, im vierten beginnt eine zweite. Die 
erste charakterisirt sich dadurch, dass jemand zu einer zweiten 
Person spricht, während in der anderen der Schriftsteller von 
sich selbst redet. Die §§. 1—3 könnten demnach an und 
für sich ganz wohl ein Citat aus einem Briefe sein. Trotzdem 
muss auch Eberts Auffassung zurückgewiesen werden. Die beiden 
Hälften, in welche nun der Prolog zerfiele, stehen ohne Ver 
bindung da. Der Verfasser deutet nicht im Geringsten darauf 
hin, dass er überhaupt citire; wir erfahren weder den Namen 
desjenigen, den er citirt, noch wer ihn aufgefordert habe, sein 
Werk abzufassen. Denn das angebliche Citat enthält keine 
Aufforderung, demnach auch der Ausdruck iubentis imperio 
im §. 4 keine Beziehung auf das Vorhergehende. Der Anfang 
des Prologes spricht ferner in so allgemeinen Ausdrücken von
	        
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