Bericht über die Leistungen der historischen Commission.
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demselben, so finden wir auch diesen Theil im Archive wie Notizen
blatte reichlich vertreten. Es zeigen sich nicht weniger als neun ver
schiedene Beiträge, welche die Schicksale und rechtlichen Verhält
nisse von fünf verschiedenen städtischen Gemeinden dieses Kron-
landes beleuchten.
Um mit der Hauptstadt zu beginnen, so lieferte unser corre-
spondirendes Mitglied Friedrich Blumberger zu Göttweih für die
älteste Geschichte derselben eine kritische Untersuchung, nämlich
„Bedenken gegen die gewöhnliche Ansicht von Wiens Identität mit
dem alten Faviana.” Archiv 3, 353—366. Die Hauptgründe gegen die
dem Bischöfe Otto von Freisingen, somit dem zwölften Jahrhunderte
zugeschriebene Behauptung, der Identität Favianas und Wiens, wer
den aus der „Vita S. Severini,” dem „Itinerarium Antonini” und der
„Notitia utriusque imperii” geschöpft, und namentlich aus der letz
teren, erst in neuester Zeit kritisch herausgegebenen Quelle gefestigt.
Den Schicksalen späterer Zeit, dem Glanzpuncte der Geschichte
Wiens, nämlich seiner zweiten Belagerung durch die Türken im
Jahre 1683, sind zwei wichtige Beiträge gewidmet, beide um so
willkommener, weil sie uns neue Quellen zuführen. Den ersten lieferte
der Capitular des Benedictiner-Stiftes Raigern in Mähren, P. Beda
Dudik, nämlich „des P. Bernard Brulig, Ord. S. Ben., Bericht über
die Belagerung der Stadt Wien im Jahre 1683.” Archiv 4, 255-—296,
dann 397-—495. Er ist, wie man schon aus dem Umfange sieht, ein
sehr ausführlicher, zudem aber auch ein sehr werthvoller, da er
ein gleichzeitiger ist, und abwechselnd Geschäftsstücke, Briefe, Kund
machungen u. s. w. der Erzählung einflicht. Nicht minder wichtig ist
das vom Archivar des geh. Haus- und Staats-Archives, Friedrich
Firnhaher, im Archive 4, 496—508 veröffentlichte „Diarium, was
sich vom 7. Juni anno 1683 bis zu Ende der Belagerung Wiens bei der
türkischen Armee zugetragen.” Dieses Tagebuch ist von einem Augen
zeugen verfasst und beschreibt den Anzug des türkischen Heeres
durch Ungern mit vielen Einzelheiten. Der Verfasser nennt das
türkische Heer, S. 507, „vnser kriegsheer,” war somit nicht etwa ein
Gefangener aus dem Heere Leopold’s. Das Tagebuch scheint mir
Übersetzung, etwa eines italienischen Originals zu sein. Wenn mich
mein Gedächtniss nicht trügt, so sah ich auch vor Jahren einen
gleichzeitigen sehr seltenen Druck dieser Übertragung, was natür
lich ihrem Werthe keinen Eintrag thut.