Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 8. Band, (Jahrgang 1852)

116 
Ferdinand Wolf. 
keit und Grösse gelegt wurden; indem es aus dem engeren Kreis 
der Kirche und aus seiner Abhängigkeit von der Liturgie auf den 
„lauten Markt” unter das Volk hinaustrat und mit mehr Selbststän 
digkeit sich zur Volksbühne gestaltete. Es liegt in der Natur der 
Sache, dass solche für das Volk geschriebene und von dem Volke 
dargestellte Stücke von geringerem Umfange, gleich den fliegenden 
Blättern durch Verbrauch und Nichtbeachtung dem Verderben 
preisgegeben, sich in nur sehr geringer Anzahl erhalten haben; 
und selbst die gelehrtesten und umsichtsvollsten Geschichtsschreiber 
des spanischen Dramas, von Schack und Ticknor, die das 
reichste Material mit grossem Eifer zusammenzubringen suchten, 
haben sich mit der Autopsie von ein paar solchen Stücken, mit spär 
lichen Notizen von da und dort zerstreuten ihnen unzugänglich ge 
bliebenen ähnlichen Seltenheiten, und mit Vermuthungen und Schlüs 
sen auf grösseren einst vorhanden gewesenen Reichthum begnügen 
müssen 1 ). Um so kostbarer und merkwürdiger ist der erwähnte 
’) Vgl. v. Schack, Gesch. d. dramat. LU. und Kunst in Spanien. Bd. I. 
S. 195, 203 — 205, wo er sagt: „Die gegenwärtig noch vorhandenen 
Stücke der letztgenannten Art aus der Zeit vor 1550 sind unstreitig nur 
ein sehr geringer Theil des ursprünglichen Vorrathes. Man kann da 
her zweifeln, ob von diesen Resten ein Schluss auf die ganze Gattung 
erlaubt sei.” — Auch Ticknor, Geschichte der spanischen Literatur, 
ins Deutsche übersetzt von N. H. Julius, Leipzig 1852, 8., Th. I, 
S. 444 — 447, kennt nur sieben solcher Stücke aus Autopsie, die sich, 
in einen Band zusammengebunden, im Besitze des berühmten Bibliophilen 
Henri Ternaux-Oompans befanden. — Ebenda, S. 444, Anm. 3, habe 
ich auf einen ähnlichen Sammelband in der Bib 1 iotheca Heberiana 
hingewiesen.—Als einen Beweis von der ausserordentlichen Seltenheit sol 
cher Stücke kann man auch ansehen, dass die k. k. Hofbibliothek, — die, wie 
Herr Baron von Münch in seiner unlängst erst hier vorgelegten Abhand 
lung : „Ueber die älteren Sammlungen spanischer Dramen,” nachgewiesen 
hat, unter die im Fache des spanischen Dramas reichsten Bibliotheken 
der Welt gehört, — von Stücken der Art aus der ersten Hälfte des 16. 
Jahrhunderts nur ein Paar hat, nämlich, so viel mir bewusst, nur die 
beiden nachstellenden allerdings sehr merkwürdigen und fast ganz unbe 
kannten : 
1. ©glojjß mmmmente trcba&ß por -Ämtßitöo öe p<ingu«s, 
cn loor öe fa »atrmößö öe mteffro feitot*; ©u la quäl fc iiitroDiijeu 
qnatro pßftoreti. ©upoA »embres fc». llmtgo fnbiöo. ®il pct«. 
JJenitillo. Pcro ponc«. SToö qttaied infoi'iitßöod bc los ß»$e(c$ fomo
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.