Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 88. Band, (Jahrgang 1877)

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Loren z. 
braucht eine Reihe von einst klingenden Namen nur auszu 
sprechen, um den Satz zu beweisen, dass unser kritisches Urtheil 
über die umfangreichsten Leistungen auf dem Gebiete der 
Geschichte in einem heftigen Schwanken begriffen ist, welches 
durchaus nicht blos auf den natürlichen Fortschritt der Wissen 
schaften allein zurückgeführt werden kann. Muss aber das 
Ansehen der Wissenschaft nicht darunter leiden, wenn selbst 
in den elementarsten Richtungen derselben keinerlei Stetigkeit 
wahrzunehmen ist und wenn der Strom der wissenschaftlichen 
Einsicht stets das Bild einer zackigen, ungeraden und selbst 
rückläufigen Bewegung bietet. Für die nachfolgende historische 
Production fehlt jeder sichere Haltpunkt, der in dem Urtheil 
über die frühere begründet wäre und es ist ein Zeitraum von 
wenigen Jahren, welcher für die Geschichte der Historiographie 
im Grossen kaum noch massgebend wäre, seit eine etwas 
grössere Continuität und Stetigkeit in den Anschauungen von 
Generation zu Generation hervorzutreten beginnt. Aber auch 
da nur mehr in Betreff der äusseren Fertigkeiten als in Ansehung 
der inneren Fragen der geschichtlichen Wissenschaft. Von den 
Gelehrtenkreisen aus verbreitet und verstärkt sich das Schwanken 
der Urtheile in das grössere Publicum. Männer, deren histo 
rischem Griffel noch eben gehuldigt wurde, sieht man noch vor 
ihrem Tode zu den Todten geworfen, und was nicht selten als 
höchste historische Leistung gilt, ist im nächsten Augenblicke 
bei Seite gesetzt. Während die Einen noch die Grabschrift dem 
,deutschen Tacitus' schrieben, belächelten die Anderen den Werth 
seiner Schriften, und während man noch Jubiläen feierte, wussten 
die Jüngeren schon die Verkehrtheit eines alten Meisters haar 
scharf zu beweisen. Man mag sich hiebei mit dem Fortschreiten 
der Wissenschaft trösten oder brüsten, man mag die Rührigkeit 
bewundern, welche es möglich macht, dass morgen schon ver 
altet, was gestern neu war, man mag nichts Anderes als ewig 
strömenden Forschungseifer darin erkennen, wenn rücksichtslos 
verdammt wird, was der erkannten oder erkennbaren Wahrheit 
nicht völlig Stand hält. Aber auch die Nachtheile wissen 
schaftlicher Entwickelung sind leicht zu ermessen, welche daraus 
entstehen müssen, wenn auch nicht einmal in den Hauptzügen 
die Aufgaben der Forschung für eine längere Epoche geistiger 
Thätigkeit, wenn nicht im grossen und ganzen die Auffassung
	        
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