Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 84. Band, (Jahrgang 1876)

Ueber die Stellung des Armenischen im Kreise der indogermanischen Sprachen. 231 
ANHANG. 
Ueber den Laut des armenischen -j. 
Bekanntlich gehört es zu den Eigentümlichkeiten des 
Armenischen, dass es vielfach in jenen Fällen, wo das Alt 
indische und Altbaktrische g (dz) darbieten, den diesem Laute 
zu Grund liegenden Guttural noch festhält, z. B.: armen, ^/.</</ 
(keal) ,leben', (keanq) ,das Leben', altbaktr. gw, altind. 
giv. Es zeigt also hierin Berührung mit dem Slavo-Lettischen 
und Gotischen, vgl. litauisch gyvenü, gyventi,leben', gyvas leben 
dig', gotisch qvius (Stamm qviva-) ,lebendig', dagegen griechisch 
ß(o;, latein. vivus. Wir müssen aber bemerken, dass auf eine 
solche Wahrnehmung hin der Schluss, das Armenische sei nicht 
eränisch, sondern müsse zum Letto-Slavischen gestellt werden, 
nicht aufgebaut werden kann, da ja das Altbaktrische und Alt 
indische auch die Wurzel gi kennen, vgl. altbaktrisch gaya- 
,Leben', altind. gaya- ,Leben', dann ,Inbegriff des zum Leben 
Notwendigen, Hausstand' u. s. w. 
Ein Stück Altertümlichkeit gegenüber dem Altindischen, 
Altbaktrischen und Slavo-Lettischen liegt in dem Laute des 
armenischen ,7. — Dieser Laut liegt nämlich in der Mitte des 
lateinisch-griechischen k (k'j und des indisch-litauischen s, so 
wie des eränisch-slavischen s. Der Process der Palatalisirung, 
von welchem k' überall früher ergriffen wurde als k, ist wohl 
so aufzufassen, dass k' zunächst in k'j dann in ts überging. 
Aus diesem ts gingen durch Verlust des explosiven Bestand 
teiles das altindische i und das litauische s (sz) hervor. Beim 
eranischcn s und slavischen s müssen wir Assimilation des s 
an das vorhergehende t in der Gruppe ts annehmen, welche 
also zu ts wurde. Nach Verflüchtigung des explosiven Be 
standteiles, wie in dem ersten Falle, entstand aus ts erä- 
nisches s und slavisches s. Eben der Umstand, dass überall der 
explosive Bestandteil gänzlich schwand, beweist das höhere 
Alter der Palatalisirung in k' gegenüber dem k. Das altindische 6,
	        
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