Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 83. Band, (Jahrgang 1876)

352 
T o m a s c h e k. 
leitete unerlaubter Weise die fehlenden Artikel auf der andern 
Seite des Pergaments nachzuholen, und erklärt schliesslich die 
Bitte der Bürger erfüllen und die auf beiden Seiten geschrie 
benen Artikel in den Räum einer einzigen Urkunde einschliessen 
zu wollen (omnia jura ipsorum, que ab utraque parte inscrip- 
serat, unius litei-e continentia concludere). (Siehe Gaupp, das 
alte Magdeburgische und Hallische Recht, S. 50 If.) Das Stadt 
recht K. Wenzels I. für Brünn vom Jänner 1243 ist in zwei 
im Brünner Stadtarchiv befindlichen Urkunden von mässigem 
Format enthalten. Das Pergament ist bloss auf einer Seite 
beschrieben, doch heisst es am Schlüsse der ersten Urkunde: 
Sunt et alie leges, libertates et jura necessaria civitati, que, 
quoniam omnia presens pagina fuit insuffieiens continere, in 
hoc etiam dilectorum civium nostrorum de Bruna de gratia 
speciali preces decrevimus admittendas, ut ea, que restant, sub 
nostris possint sigillis in alio volumine plenius annotare. Die 
andere ebenfalls datirte Urkunde fängt an: Hec sunt libertates, 
leges et jura, que in majori privilegio non poterant contineri, 
que tarnen nihilominus volumus per omnia rata esse et firma 
et ut prescripta inviolabiliter observari. So gab K. Ottokar 
der Stadt Tulln an demselben Tage, den 27. October 1270 zwei 
Stadtrechtsprivilegien mit demselben Eingang und denselben 
Zeugen (Lorenz, deutsche Gesell. I. 467 u. 469), und wie wir 
gesehen haben auch H. Rudolf III. den Städten Krems und 
Stein zwei Privilegien mit verschiedenem Eingänge aber den 
selben Zeugen. So gab auch K. Rudolf I. selbst am 24. März 1277 
dem Schottenkloster zwei Privilegien, in deren einem er ein 
eingerücktes Privileg H. Friedrichs II., in dem andern ein 
früheres Privilegium H. Leopolds bestätigt. (Urkb. für das 
Schottenkloster. Fontes XVIII. 65, 66.) Am 18. Mai 1277 gibt 
K. Rudolf dem Stifte Freising mehrere Privilegien, Tags darauf 
abermals mehrere, am 21. und 23. Mai abermals (Siehe Cod. 
dipl. Austriaco-Frisingensis bei Zahn. Fontes XXI, S. 349, 
351, 352, 353, 354, 355, 356, 357, 359, 361). Waren es daher 
nicht graphische Gründe, die die Kanzleien nöthigten mehrere 
besondere Urkunden zu derselben Zeit auszustellen, so konnte 
der Grund auch in der Verschiedenheit der in ihnen enthal 
tenen Gegenstände liegen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.