Homerische Studien.
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durch ihre daktylische Sylbenfolge auf eine poetische Quelle und
machen ganz den Eindruck augenblicklicher, unter dem Druck
des Rhythmus entstandener Gebilde. Nicht anders erscheinen
mir jene Homerischen Formen, in welchen uns die Ueberlie-
ferung des Diphthonges nicht täuschen darf. Der Diphthong
blieb in denselben haften und überdauerte so die graphische
Existenz des ursprünglich hier gesetzten oder zu setzenden
Digamma, weil Nebenformen ohne Digamma, neben suaSe ein
g'aoe in der Sprache nicht allgemein durchgedrungen waren. Wo
dies der Fall war, liess die Ueberlieferung das u für F fallen,
wie folgende bisher nicht richtig erkannte Formen zeigen, die
sich von euaoe ausp'jcav im Wesen durch nichts, nur durch die hier
mangelnde Ueberlieferung eines Lautzeichens unterscheiden.
Wir finden neben ’A-lo-qq I 158, ”A-io-o; E 845, ’A-tB-covsüc
E 190 mit kurzem a Formen desselben Wortes mit langem a,
"Aiooc s’fcw T 322, Z 284, ’Aioo; e!ca<pb«;ai Y 336 (vergl. ödSiov Hes.
Sc. 310). Mit dem gleichen Recht wie in dem von demselben
digammirten Stamm Fio herrührenden au-iS-exou könnte man Aü-iä-o?
£?cuo schreiben, und so hätte man geschrieben, wenn das gewohnte
’AVSos nicht würde haben bedenklich erscheinen lassen, was man
in dem singulären axtiayoi unbedenklich wagte. — Wir finden
überall asiow und dessen Formen mit kurzem a, bis auf den Vers-
anfang p 519 äeior, Ssoaw? und die offenbar alte Sängerformel
Hymn. XII 1 "Hpvjv ägtow, XVIII 1 'Epjjwjv astöw, XXXII 1 Mv^vvjv
asi'Ssiv, XXVII 1 ’ApTgp.iv aeiow. Das Digamma in oe-FstSw steht
etymologisch sicher (Curtius Gz. 4 247) und ist wenigstens für den
boeotischen Dialekt inschriftlich bezeugt in p<MaFuäö?, aüXaruooc,
■/.t0apaFuB6c, TpayaFuBöc, xwp.aFuooc C. J. 1583 (vergl. Ahrens Aeol.
171), so wie durch äßvjSwv (Hesych.). Vielleicht dass in aüovj
eine weitere Spur des r steckt. Dies würde sich zu dem von
J. Schmidt (Voc. I 125) angesetzten aFso verhalten wie auäjw zu
(vergl. skt. vaksh-d-mi cresco), wie aüpa zu *äFs-pa, Souvat
zu der von Benfey (Or. und Occid. I 610) angenommenen,
jüngst auf der Bronzeplatte von Idalion (5) nachgewiesenen
Form ooFsvai. — Das häufige tpöcoc; erscheint überall mit kurzem a
bis auf drei Stellen tz 15, p 39, t 417 in der Verbindung <paea
-/Ska. Im Aeolischen schrieb und vielleicht sprach man auch
ipauoc (vergl. das Pindarische tsauai'gßpoto!; 0 VII 41). Das F
erhielt sich als ß im pamphylischen <pdßo<;, als u in dem