24
Hartei.
Doppelnatur dieses Lautes, welcher bald dem Vocal t sich
näherte, bald als vollberechtigter Consonant auftrat, ist längst
aufmerksam gemacht worden (Ebel in Kuhn’s Zs. XIII 272 ff.).
Die mannigfachen Umgestaltungen desselben machen eine solche
Annahme nothwendig, die auch Curtius (Gz. 1 548 Anm. und
eingehender Stud. II 180 ff.) zugibt, der nur von einer strengen
Scheidung abräth. Für den Homerischen Laut lässt sich die
halbvocalische Natur, welche auch G. Hermann a. a. 0. dem
selben vindicirte (non dixerim tarnen consonantds vice eam litte-
ram fungi, sed potestatem liabere talem, ut media inter conso-
nantem et vocalem , propior autem vocali sit) mit ziemlicher
Evidenz nachweisen. Wir bahnen uns dazu den Weg durch eine
genauere Betrachtung des verwandten Lautes, des Digamma,
welches uns in so viel reicheren Besten erhalten ist. Was wir
aus diesen besser und deutlicher über die Natur desselben
erschliessen, werden wir auf den anderen Spiranten zu über
tragen wohl berechtigt sein.
Wie t und j ebenso nahe verwandt, sind im Griechischen
das Digamma und der U-Laut. Aber nicht bloss im Griechi
schen. Bereits früher wiesen wir auf die nahe Verwandtschaft
des vocalischen und consonantischen U-Lautes im Lateinischen
hin. Im Dialekt der Veden stehen u und v ebenso wie t und j
in beständigem Austausch. Das gothische v und das spätere w
im Deutschen bezeichnen einen von dem Vocal nur wenig ver
schiedenen Laut. Im Griechischen können wir den Wechsel
zwischen reinem U-Laut und F nur in wenigen Beispielen nach
weisen, so in der Uebertragung zahlreicher mit F anlautender
römischer Eigennamen OüeXia Oüappwv und, worauf Curtius (Gz. 4
550) aufmerksam macht, in den Interjectionen oüd ouä = lat.
vah, oüa( = vae. Hier tritt an Stelle des U-Lautes das nächst
verwandte u, das aber freilich nicht überall den gebrochenen
Ton (ü) bezeichnet haben kann, sondern zugleich, namentlich
als zweites Element der Diphthonge au su ou einen dem wirk
lichen u sehr nahe stehenden Ton gehabt haben muss (s. Die
trich in Kuhn’s Zs. XIV 48 ff.). Zwischen diesem durch u aus
gedrückten Laut und F finden wir so mannigfachen Austausch
und Uebergang des einen Lautes in den andern, selbst bei
einem und demselben Stamm, oft in derselben Wortform, dass
nur eine leichte Nuance den einen von dem andern unterscheiden