Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 78. Band, (Jahrgang 1874)

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Hartei. 
Doppelnatur dieses Lautes, welcher bald dem Vocal t sich 
näherte, bald als vollberechtigter Consonant auftrat, ist längst 
aufmerksam gemacht worden (Ebel in Kuhn’s Zs. XIII 272 ff.). 
Die mannigfachen Umgestaltungen desselben machen eine solche 
Annahme nothwendig, die auch Curtius (Gz. 1 548 Anm. und 
eingehender Stud. II 180 ff.) zugibt, der nur von einer strengen 
Scheidung abräth. Für den Homerischen Laut lässt sich die 
halbvocalische Natur, welche auch G. Hermann a. a. 0. dem 
selben vindicirte (non dixerim tarnen consonantds vice eam litte- 
ram fungi, sed potestatem liabere talem, ut media inter conso- 
nantem et vocalem , propior autem vocali sit) mit ziemlicher 
Evidenz nachweisen. Wir bahnen uns dazu den Weg durch eine 
genauere Betrachtung des verwandten Lautes, des Digamma, 
welches uns in so viel reicheren Besten erhalten ist. Was wir 
aus diesen besser und deutlicher über die Natur desselben 
erschliessen, werden wir auf den anderen Spiranten zu über 
tragen wohl berechtigt sein. 
Wie t und j ebenso nahe verwandt, sind im Griechischen 
das Digamma und der U-Laut. Aber nicht bloss im Griechi 
schen. Bereits früher wiesen wir auf die nahe Verwandtschaft 
des vocalischen und consonantischen U-Lautes im Lateinischen 
hin. Im Dialekt der Veden stehen u und v ebenso wie t und j 
in beständigem Austausch. Das gothische v und das spätere w 
im Deutschen bezeichnen einen von dem Vocal nur wenig ver 
schiedenen Laut. Im Griechischen können wir den Wechsel 
zwischen reinem U-Laut und F nur in wenigen Beispielen nach 
weisen, so in der Uebertragung zahlreicher mit F anlautender 
römischer Eigennamen OüeXia Oüappwv und, worauf Curtius (Gz. 4 
550) aufmerksam macht, in den Interjectionen oüd ouä = lat. 
vah, oüa( = vae. Hier tritt an Stelle des U-Lautes das nächst 
verwandte u, das aber freilich nicht überall den gebrochenen 
Ton (ü) bezeichnet haben kann, sondern zugleich, namentlich 
als zweites Element der Diphthonge au su ou einen dem wirk 
lichen u sehr nahe stehenden Ton gehabt haben muss (s. Die 
trich in Kuhn’s Zs. XIV 48 ff.). Zwischen diesem durch u aus 
gedrückten Laut und F finden wir so mannigfachen Austausch 
und Uebergang des einen Lautes in den andern, selbst bei 
einem und demselben Stamm, oft in derselben Wortform, dass 
nur eine leichte Nuance den einen von dem andern unterscheiden
	        
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