Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 77. Band, (Jahrgang 1874)

Deutsche Studien. II. 
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selben Kreises bewegten. Wenn sieb von demselben Hofe aus 
ihre Gedichte verbreiteten, wenn sie denselben Spielleuten zur 
Verbreitung übergeben wurden, so erklärt sich daraus vielleicht 
ihre Vermischung in den Handschriften. 
Friedrich von Hausens erstes Liederbuch setzt Müllenhoff 
um 1180 oder zwischen 1180 und 1184. Er steht in einer 
Reihe mit dem jüngeren Rietenburger, nur dass die romanische 
Einwirkung bei dem westlichen Dichter viel entschiedener 
vorliegt. 
Was Heinrich von Veldeke anlangt, so liegt es nahe, 
die Abwesenheit aus der Heimat, welche die Lieder ergaben, 
in das Jahr 1184 zu setzen, wo er den Hoftag von Mainz und 
nachher Thüringen besuchte, auch wohl die Aeneide vollendete. 
Ob er noch im selben Jahre in die Heimat zurückkehrte oder 
ob es nur so scheint, das mag dahin gestellt bleiben. Es braucht 
nicht jeder Wechsel der Jahreszeit in den Liedern wirklich er 
wähnt zu werden. Das was erwähnt wird, ergäbe Anknüpfung 
des Verhältnisses im Frühjahre 1182; glückliches Erringen 
Frühjahr 1183; Abwesenheit aus der Heimat 1184; Rückkehr 
im Herbst desselben Jahres. In den Sommer 1185 fiele dann 
65, 28; in dasselbe Jahr wohl die Entzweiung, also in den 
Frühling 1186 das erste Gedicht 56, 1 und 57, 10. Dann etwa 
in den nächsten April, April 1187, das Lied 62, 25. So kämen 
wir mit 67, 9 auf den Frühling 1188. Doch kann man nicht 
beweisen, dass diese Frühlingslieder sich nothwendig auf ein 
und dasselbe Jahr beziehen müssen. 
Zu der Bedeutung, die ich dem Jahre 1184 beimesse, 
stimmt es sehr wohl, dass Veldeke gleich nachher einen Ton 
Dietmars von Aist zuerst anwendet, s. oben §. 7. Auch hat 
er wohl erst bei Gelegenheit seines Aufenthaltes in Mainz 
und Thüringen die Gattung der den Frauen in den Mund 
gelegten 1 Jeder kennen gelernt. Er wendet sie dann zweimal 
an, 57, 10 und 67, 17: das zweite Mal wie Dietmar von Aist 
am Schlüsse der Reihe, die einem und demselben Liebes 
verhältnisse gewidmet ist. 
Dass der von Veldeke benutzte Ton Dietmars vor 1184 
falle, und doch nicht allzu weit vor dieses Jahr, ergab sich 
schon aus den obigen Betrachtungen über die Zeit Dietmars. 
Ja der nächste Ton Dietmars, der Ueberlieferung nach sein
	        
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