Deutsche Studien. II.
515
selben Kreises bewegten. Wenn sieb von demselben Hofe aus
ihre Gedichte verbreiteten, wenn sie denselben Spielleuten zur
Verbreitung übergeben wurden, so erklärt sich daraus vielleicht
ihre Vermischung in den Handschriften.
Friedrich von Hausens erstes Liederbuch setzt Müllenhoff
um 1180 oder zwischen 1180 und 1184. Er steht in einer
Reihe mit dem jüngeren Rietenburger, nur dass die romanische
Einwirkung bei dem westlichen Dichter viel entschiedener
vorliegt.
Was Heinrich von Veldeke anlangt, so liegt es nahe,
die Abwesenheit aus der Heimat, welche die Lieder ergaben,
in das Jahr 1184 zu setzen, wo er den Hoftag von Mainz und
nachher Thüringen besuchte, auch wohl die Aeneide vollendete.
Ob er noch im selben Jahre in die Heimat zurückkehrte oder
ob es nur so scheint, das mag dahin gestellt bleiben. Es braucht
nicht jeder Wechsel der Jahreszeit in den Liedern wirklich er
wähnt zu werden. Das was erwähnt wird, ergäbe Anknüpfung
des Verhältnisses im Frühjahre 1182; glückliches Erringen
Frühjahr 1183; Abwesenheit aus der Heimat 1184; Rückkehr
im Herbst desselben Jahres. In den Sommer 1185 fiele dann
65, 28; in dasselbe Jahr wohl die Entzweiung, also in den
Frühling 1186 das erste Gedicht 56, 1 und 57, 10. Dann etwa
in den nächsten April, April 1187, das Lied 62, 25. So kämen
wir mit 67, 9 auf den Frühling 1188. Doch kann man nicht
beweisen, dass diese Frühlingslieder sich nothwendig auf ein
und dasselbe Jahr beziehen müssen.
Zu der Bedeutung, die ich dem Jahre 1184 beimesse,
stimmt es sehr wohl, dass Veldeke gleich nachher einen Ton
Dietmars von Aist zuerst anwendet, s. oben §. 7. Auch hat
er wohl erst bei Gelegenheit seines Aufenthaltes in Mainz
und Thüringen die Gattung der den Frauen in den Mund
gelegten 1 Jeder kennen gelernt. Er wendet sie dann zweimal
an, 57, 10 und 67, 17: das zweite Mal wie Dietmar von Aist
am Schlüsse der Reihe, die einem und demselben Liebes
verhältnisse gewidmet ist.
Dass der von Veldeke benutzte Ton Dietmars vor 1184
falle, und doch nicht allzu weit vor dieses Jahr, ergab sich
schon aus den obigen Betrachtungen über die Zeit Dietmars.
Ja der nächste Ton Dietmars, der Ueberlieferung nach sein