Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 77. Band, (Jahrgang 1874)

Scherer. DeutscheStudien.il. 
437 
Deutsche Studien. 
II. 
Die Anfänge des Minnesanges. 
Von 
Wilhelm Scherer, 
correspondirendem Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. 
§• l. 
Namenlose Lieder. 
Indem ich die älteste deutsche Liebeslyrik im Anschluss 
an Lachmanns und Haupts ,Minnesangs Frühling' einer näheren 
Betrachtung unterwerfe, beginne ich mit den namenlosen 
Liedern. Ueber diese kann ich nicht sprechen, ohne zum 
Theil die Erörterungen der folgenden Paragraphen voraus 
zusetzen. Ich darf den Leser wohl bitten, hierauf einige 
Rücksicht zu nehmen und auch den Aufsatz über den Kiiren- 
berger in der Zeitschrift 17, 561—581 zu vergleichen. 
Die ältesten namenlosen Liebeslieder, die wir besitzen, 
sind, glaube ich, die beiden Strophen MF. 37, 4 und MF. 37, 18. 
Sie müssen hinter einander auf einem Blatte gestanden haben, 
das in der Quelle von C in das erste Liederbuch Dietmars 
von Aist eingelegt wurde; s. § 7. 
37, 4. Ez stuont ein frouwe alleine. 
Vierzehnzeilige Strophe in Reimpaaren, jede Zeile zu 
vier Hebungen, nur die letzte auf 5 verlängert. Lachmann 
hat die zweisilbigen Auftacte Z. 11 einen, Z. 13 ich er | kos 
mir selbe einen man, Z. 14 den er | weiten mvniu ougen hinweg 
geschafft, ich zweifle, ob mit Rocht. — Die Frau, blickt über 
die Heide aus nach dem Geliebten. Sie leidet durch den 
Neid anderer Frauen, sie ist im Besitze des theuren Mannes 
bedroht. Ist das Lied von ihr selbst oder ist es ihr bloss in
	        
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