Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 77. Band, (Jahrgang 1874)

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Zimmermann. 
gelöst zu haben schien , für ein Work der Gottheit im Geiste 
des Menschen zu erklären. Dieser verwandelt die ganze, jener 
wenigstens die phänomenale Aussenseite der objectiven Welt 
in bloss subjectiven Schein. 
Auch die Uebertragung der subjectiven Empfindungs- 
qualität auf die objective Welt müsste strenggenommeu ein 
,Anthropomorphismus' heissen. Die Härte desselben wird nur 
scheinbar gemildert, wenn man, wie Hobbes, die Empfindung 
als einen körperlichen Vorgang, aber sie tritt in voller Schärfe 
hervor, wenn man wie Locke und Berkeley dieselbe als eine 
,einfache Idee' d. h. als etwas Unausgedehntes, also Unkörper 
liches betrachtet. Bacon schreibt die Sinnes -Empfindungen 
der ,physischen' Seele zu, Hobbes bezeichnet sie ausdrücklich 
als materielle Bewegungen. Dass Ausgedehntes, wie es die 
äussere Körperwelt ist, in Ausgedehntem, wie es nach beiden 
die psychischen Vorgänge sind, sich abbilde, scheint weniger 
Schwierigkeit darzubieten, als dass dasselbe in Unausgedehntem, 
wie es nach Locke und Berkeley die Empfindungen sind, treu 
abgespiegelt werde. Die qualitative Identität des Objectiven 
und Subjectiven macht die imago veritatis, die Wissenschaft, 
möglich; die qualitative Verschiedenheit beider hebt sie auf. Der 
materialistische Monismus eines Bacon und Hobbes, der die 
Empfindung in Bewegung, wie der spiritualistische Monismus 
eines Leibnitz, der auch die materielle Welt in blosse Vor 
stellung geistiger Wesen verwandelt, wählen den ersteren 
Weg; der Dualismus eines Descartes und Locke, der die 
Empfindung als einfachen der Bewegung als ausgedehntem Vor 
gang entgegenstellt, geht den letztem. Mit der idealistischen 
Leugnung der objectiven Welt entfällt auch der Grund jenes 
Anthropomorphismus. 
Bacon warnte davor, in die Erfahrung Endursachen hin 
einzutragen; gegen die erfahrungsmässige Auffassung der Er 
scheinungen als wirkender Ursachen hat er nichts einzuwenden. 
Es ist Hume’s Verdienst, gezeigt zu haben, dass auch von 
den letztem nichts in der Erfahrung gelegen sei. Alles was 
wir beobachten ist, dass eine gewisse Erscheinung auf die 
andere folgt; dass sie aus derselben folge, lehrt keine Erfah 
rung. Nur die subjective Gewöhnung, eine gewisse Erschei 
nung stets nach einer gewissen andern eintreten zu sehen, ver-
	        
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