Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 77. Band, (Jahrgang 1874)

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36 Zimmermann. 
die Empfindungen inbegriffen, sind blosse Bewegungen. Auch 
die bürgerliche Gesellschaft, insoferne sie Gegenstand der mit 
der Körperlehre (Physik) identischen Philosophie ist, muss als 
Körper betrachtet werden, dessen einziger Unterschied von den 
gewöhnlich sogenannten darin besteht, dass er ein künst 
licher ist, während diese (leblos oder lebendig) natürliche sind. 
Seelenlehre (Psychologie) und Staatslehre (Politik) verwandeln 
sich in Physik, jene des menschlichen, diese des Staatskörpers. 
Die vollständige Homogeneität aller sinnenfälligen Erschei 
nungen ist damit erreicht, dass sie sämmtlich als körperlich 
angesehen werden. Zwar die Philosophie wird von Hobbes in 
eine natural and civil philosophy eingetheilt, aber der Gegen 
stand der letzteren, der politische Körper, ist ebensogut Natur 
gesetzen unterworfen, wie der physische. Aufgabe der Physik 
des Staats-, wie jener des natürlichen Körpers ist es, die Gesetze 
zu entdecken, welche deren Entwicklung beherrschen. 
Zur Auffindung derselben führt nur der Erfahrungsweg. 
Bacon warnt vor Idolen, d. i. falschen Vorstellungen, die nicht 
aus der Natur der zu erkennenden Objecte, sondern aus des 
Subjectes eigener geflossen sind. Die Interpretation der Natur 
soll alles aus derselben herausnehmen, aber nichts in dieselbe 
hineinlegen. Er unterscheidet die in der allgemein mensch 
lichen Natur begründeten trügerischen Auffassungen (idola tribus) 
von jenen, die nur in der speciellen Eigenthümlichkeit eines 
Einzelnen ihren Grund haben (idola specus). Ebenso die durch 
den menschlichen Verkehr mittelst der Sprache verursachten 
(idola fori) von den auf Ueberlieferung beruhenden (idola 
theatri). Zu den erstgenannten rechnet er die Anthropomor 
phismen, die aus der allgemein menschlichen Neigung ent 
springen, die Vorgänge in der Natur nach der Analogie durch 
Menschen bewirkter Veränderungen anzusehen. Als eine solche 
betrachtet Bacon die Ersetzung der wirkenden Ursachen in 
der Physik durch Zweckursachen. Zwar weist er letztere nicht 
ganz aus der speculativen Naturphilosophie, sondern nur aus 
der Physik heraus und einem andern Tlieil derselben, der von 
den Zwecken handelt und den er Metaphysik nennt, zu; aber 
dass der Verstand, um zur Naturerkenntniss zu gelangen, 
von den Idolen gereinigt werden muss, lässt eben nicht auf über 
mässiges Vertrauen zu der teleologischen Erkenntniss schliessen.
	        
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