Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 77. Band, (Jahrgang 1874)

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der Menschheit zu liefern, um zu zeigen, wie weit die Mensch 
heit in den verschiedenen Zeiten diesem Endzweck sich ge 
nähert oder von demselben entfernt habe, und was zur Er 
reichung desselben noch zu thun sek. 
Kant verfasste die Schrift, weil, wie er sagt, obige Aeusse- 
rung ihm ,eine Erläuterung abnöthige, ohne die jene keinen 
begreiflichen Sinn haben würde*. Comte findet sie (vgl. lettre 
ä Gf. d’Eichthal du 10 dec. 1824, p. 155) ,prodigieux pour 
l’epoque* und fügt hinzu, wenn er dieselbe sechs bis sieben 
Jahre früher gekannt hätte, so würde sie ihm viel Mühe er 
spart haben. Seine Bewunderung geht so weit, dass er sich 
selbst, nach dieser Lectüre, kein anderes Verdienst zuspricht, 
,que d’avoir systemise et arrete la conception ebauchee par 
Kant*, und er schreibt dasselbe vorzüglich seiner education 
scientifique, d. i. seiner an der polytechnischen Schule empfange 
nen exacten Bildung zu. Der einzige positive und unterschei 
dende Schritt, den er über Kant hinaus gemacht habe, scheint 
ihm seine Entdeckung des Gesetzes ,du passage des idees 
Immaines par les trois etats theologique, metaphysique et scienti 
fique* zu sein, ,loi, qui me semble etre la base du travail, dont 
Kant a conseille l’execution*. Und mit einer den Franzosen 
ehrenden Aufwallung der Anerkennung deutschen Verdienstes 
setzt er hinzu, er fühle einige Dankbarkeit gegen seinen 
Mangel an Erudition; denn wäre seiner Arbeit, so wie sie jetzt 
sei, die Kenntniss der Schrift Kant’s bei ihm vorangegangen, 
so hätte jene sicher viel von ihrem Verdienst verloren. 
Der Untersuchung dieser Beziehungen Kant’s zu Comte’s 
positiver Philosophie und der Darstellung des Verhältnisses des 
Standpunkts und der Methode der letzteren zu jener der kri 
tischen Philosophie überhaupt ist diese Abhandlung gewidmet. 
I. 
Comte’s positive Philosophie ist, was die Grundlagen be 
trifft, kein originelles Werk; die Wurzeln derselben sind in 
England zu suchen. Ihre Voraussetzungen sind die gemein 
samen der empiristisehen Philosophie; ihre Abneigung gegen 
Theologie und Metaphysik stammt aus denselben Quellen. Dass 
der äussere Sinn die einzige natürliche Erkenntnissquelle des
	        
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