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Miklosicli. Das Imperfect in den slavischen Sprachen.
dem Aorist rehi. entwickelt hat. Wie reti in der Bedeutung 1
als perfectives Verbum zum Aorist passt, so mag- auch bodel
mit bodelri. in dieser Beziehung übereinstimmen.
Die in dieser Abhandlung versuchte Erklärung des sla
vischen Imperfects ist nicht einfach. Dass sie den Vorzug der
Einfachheit entbehrt, hat seinen Grund darin, dass zwei Schich
ten von Imperfectbildungen vorliegen, die auf dem Prae-
sensthema beruhende ältere und die mit dem Infinitivthema
zusammenhängende jüngere: zovcalrn und zi.vaalri.. Die verwir
rende Mannigfaltigkeit der Formen ist, abgesehen von dialekti
schen Verschiedenheiten, Folge teils der Analogie: pletelvi. und
pletealri), teils der Lautgesetze: bejahe, bealri, und beirr..
Einiges kann in einer von meinen Aufstellungen abweichenden
Weise gedeutet werden: divlaln, se aus divlaaln, se; v'Lzb'i.nelri.
aus V'hzb'i.nealrr. u. s. w.
Zur Vervollständigung des im zweiten Theile Gesagten
ist nachzutragen, dass P. J. Safarfk, Sebrane spisy III. Seite
601—604, das asl. Imperfect zum Gegenstände einer Abhand
lung gemacht hat. Von Interesse sind darin die aus russischen
Quellen angeführten bindevocalischen Imperfectformen. Safarik
beabsichtigte den Charakter des Imperfects ja zugleich mit va
(wohl das va in davati) zu erörtern: ihm scheint demnach ja
in bijahb, bijaaht und va in ubivati identisch gewesen zu sein.
Hinsichtlich der Abkürzungen verweise ich auf meine
Schriften, namentlich auf die Altslovenische Formenlehre in
Paradigmen. Wien 1874. Seite 95, 96; auf die Vergleichende
Syntax. Wien. 1868—74. Seite 881 — 896 und auf das Lexicon
Vindobonae. 1862—65. Seite V—XXI. Hier sind nur folgende
Abkürzungen zu erklären: — Bogor. Ev.-bogor. Altslovenische
Formenlehre Seite 14. 3. — Ev. 1372. Ein serb.-slov. Evan
gelium, von dem mir Auszüge vorliegen. — Ev.-ochrid. I. I.
Sreznevskij, Drevnie glagoliceskie pamjatniki Seite 74. —
Novak d. i. Missale-novak. — Erica d. i. Bellum troianum. —
Srez. Drevnie slavjanskie pamjatniki jusovago pisr.ina. S. Peter
burg. 1868.