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Meyer.
Gegenden selbst bereisen und diese wichtigen, Fachmänner er
fordernden Fragen nicht anderen Forschern als Nebenbeschäf
tigung überlassen, da diese sie naturgemäss nur durchaus un
genügend lösen können. Selbst die einfache Herbeischaffung
des Materials ist schon mit ganz besonderen Schwierigkeiten
verknüpft. Es gehört ein specielles erst schwer zu erwerben
des Geschick dazu, dem naiven Sohne der Wildniss Antworten
zu entlocken, welche in der That auch Antworten auf die ge
stellten Fragen sind, und es ist die vollständigste Concentra-
tion auf diese Forschung an Ort und Stelle nothwendig, um
wirklich zuverlässiges Material herbeizuschaffen; es ist dann auch
eben nothwendig, dass der Reisende alle diese Dialekte selbst
erlerne und sich ganz und gar nicht auf die Verballhornisirung
von Dolmetschern verlasse, welche wedet- Interesse, noch Ver-
ständniss, noch die unentbehrliche Gewissenhaftigkeit für diese
Fragen haben können.
Es sei mir ferner gestattet Eingangs noch in Kürze und
in aphoristischer Weise einiger Umstände Erwähnung zu thun,
welche, wie mir scheint, zum Theil in der Natur der Sprache,
welche auf Neu-Guinea herrscht, zum Theil in der Natur der
Menschen, welche sie sprechen, liegen mögen, d. h. in ihrer
physischen und geistigen Anlage und in ihren Sitten, und
welche dazu beitragen oder es vielleicht ganz und gar bewirken,
dass diese Dialektverschiedenheit sich ausbilden konnte und
fortwährend weiter fliesst.
Es sind die Papuas, wie schon Wallace hervorgehoben
hat, sehr geschwätziger Natur, kaum dass sie schweigen;
wie sich nun plappernde und spielende Kinder vielfach selbst
Wörter und Bezeichnungen bilden, so thun sie es auch, theils
lediglich zu ihrer Belustigung, theils um ihren Zweck damit
zu erreichen. Sie haben zudem das Bestreben Alles, was
sich ihrer Aufmerksamkeit unterbreitet, sofort concret zu be
zeichnen, und so kommt es, dass sie nie um eine Antwort
verlegen sind, wenn man nach dem Namen irgend eines Ge
genstandes, eines Thieres, einer Pflanze, eines Felsens, einer
Oertlichkeit u. dgl. m. fragt. Daher habe ich auch einen
Ueberfluss von geographischen Namen, z. B. verzeichnet, welche
aber für die Geographie des Landes nicht viel Werth haben,
weil sie kaum bleibende sind, oder weil sie nur in dem Munde