Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 77. Band, (Jahrgang 1874)

Die Theologie des Bachja ihn Paknda. 
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auch zur Sprache, weil er eine genügende Lösung 1 desselben 
geben zu können hoffe. Das Leiden des Frommen kann ver 
schiedene Ursachen haben: 1. ein früheres Vergehen; 2. die 
Absicht Gottes, des Frommen Lolin im Jenseits zu erhöhen; 
3. oder durch sein Leiden den Menschen ein Beispiel zu 
geben; 4. wegen der Frevel der Zeit; 5. wegen Feigheit gegen 
die Zeitgenossen, wider die der Fromme mit heiligem Eifer 
auftreten müsste. 
Ebenso hat Gottes Gnade gegen die Frevler ihre Gründe: 
1. ein früheres Verdienst; 2. Deponirung von Glücksgütern 
bei ihnen für würdige Nachkommen; 3. Veranlassung zum Fall; 
4. Langmuth G-ottes in Erwartung ihrer Besserung; 5. Ver 
geltung für väterliche Verdienste; 6. Prüfung Anderer durch 
solche verlockende Beispiele. 
Bezeichnend für den Charakter von Bachjas Darstellung 
der Theologie, die von ihm durchaus nicht im weiteren Sinne als 
Gegenstand seines Werkes aufgefasst wurde, sind seine Aeusse- 
rungen über die allerwichtigsten theologischen Fragen, die er 
nur gelegentlich und ohne alle eingehende Ausführlichkeit 
gleichsam fallen lässt. So erwähnt er die Frage von der Un 
sterblichkeit der Seele, der Ueberfliissigkeit alles Gottesdienstes, 
da Gott ja bedürfnisslos ist, der jenseitigen Vergeltung und 
dem Grunde ihrer Nichterwähnung 2 in der Schrift nur bei Ge 
legenheit seiner Schilderung des büseu Triebes und seiner 
vielgestaltigen Verlockungskünste, in denen auch skeptische 
Fragen und Einwürfe eine Rolle spielen. Seine Widerlegungen 
dieser Einwürfe und seine Antworten auf diese Fragen be 
schränken sich in der Regel aber nur auf kurze Andeutungen 
(V. c. 5). 
1 Bachja folgt hier bis in die Einzelheiten der Lösung des Saadias (a. a. O.), 
dem er sogar die Beispfele, wie in der dritten Ursache das Beispiel von 
Hiob, oder das vom König* Manasse entlehnt. Wie sehr aber bei Bachja 
der kalamistische Charakter in der Fragestellung sowohl wie in der 
Lösung abgestreift ist, kann man am besten daran erkennen, dass er die 
im Kalfim so viel behandelte Frage von den Schmerzen der Kinder, die 
Josef al-Basir (Frankl, a. a. O. S. 40, 1) und Saadias (a. a. O. S. 87) 
zum Gegenstände einer Erörterung machen, vollständig übergeht. 
2 Ausführlicher bespricht Bachja die Gründe dieser Nichterwähnung (IV, 
c. 4; S. 234), wo ihm daran gelegen ist, das Vertrauen auf die göttliche 
Belohnung im Jenseits zu befestigen.
	        
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