Die Theologie des Bachja ihn Paknda.
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auch zur Sprache, weil er eine genügende Lösung 1 desselben
geben zu können hoffe. Das Leiden des Frommen kann ver
schiedene Ursachen haben: 1. ein früheres Vergehen; 2. die
Absicht Gottes, des Frommen Lolin im Jenseits zu erhöhen;
3. oder durch sein Leiden den Menschen ein Beispiel zu
geben; 4. wegen der Frevel der Zeit; 5. wegen Feigheit gegen
die Zeitgenossen, wider die der Fromme mit heiligem Eifer
auftreten müsste.
Ebenso hat Gottes Gnade gegen die Frevler ihre Gründe:
1. ein früheres Verdienst; 2. Deponirung von Glücksgütern
bei ihnen für würdige Nachkommen; 3. Veranlassung zum Fall;
4. Langmuth G-ottes in Erwartung ihrer Besserung; 5. Ver
geltung für väterliche Verdienste; 6. Prüfung Anderer durch
solche verlockende Beispiele.
Bezeichnend für den Charakter von Bachjas Darstellung
der Theologie, die von ihm durchaus nicht im weiteren Sinne als
Gegenstand seines Werkes aufgefasst wurde, sind seine Aeusse-
rungen über die allerwichtigsten theologischen Fragen, die er
nur gelegentlich und ohne alle eingehende Ausführlichkeit
gleichsam fallen lässt. So erwähnt er die Frage von der Un
sterblichkeit der Seele, der Ueberfliissigkeit alles Gottesdienstes,
da Gott ja bedürfnisslos ist, der jenseitigen Vergeltung und
dem Grunde ihrer Nichterwähnung 2 in der Schrift nur bei Ge
legenheit seiner Schilderung des büseu Triebes und seiner
vielgestaltigen Verlockungskünste, in denen auch skeptische
Fragen und Einwürfe eine Rolle spielen. Seine Widerlegungen
dieser Einwürfe und seine Antworten auf diese Fragen be
schränken sich in der Regel aber nur auf kurze Andeutungen
(V. c. 5).
1 Bachja folgt hier bis in die Einzelheiten der Lösung des Saadias (a. a. O.),
dem er sogar die Beispfele, wie in der dritten Ursache das Beispiel von
Hiob, oder das vom König* Manasse entlehnt. Wie sehr aber bei Bachja
der kalamistische Charakter in der Fragestellung sowohl wie in der
Lösung abgestreift ist, kann man am besten daran erkennen, dass er die
im Kalfim so viel behandelte Frage von den Schmerzen der Kinder, die
Josef al-Basir (Frankl, a. a. O. S. 40, 1) und Saadias (a. a. O. S. 87)
zum Gegenstände einer Erörterung machen, vollständig übergeht.
2 Ausführlicher bespricht Bachja die Gründe dieser Nichterwähnung (IV,
c. 4; S. 234), wo ihm daran gelegen ist, das Vertrauen auf die göttliche
Belohnung im Jenseits zu befestigen.