Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 72. Band, (Jahrgang 1872)

Horawitz. Des Beatus Rlienanus literarische Thätigkeit. 
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stets nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit suchenden 
gründlichen Forschung, wenn ich sie in der scharfsinnigen und 
doch vorsichtigen Kritik finde. Nicht blos — wie Schöpflin 
(Alsatia illustrata Vorrede) 1 sagt — als der erste Historiker 
des Eisass, sondern -überhaupt als Einer der hervorragendsten 
unter den Humanisten Deutschlands erscheint er mir. 2 Denn 
er war es, der mit den Lügengeschichten und den Larven auf 
dem Boden der Ueberlieferung glücklich aufräumte, er war 
es, der auf die reinsten Quellen zurückführte, er war es, der 
als Philolog nicht blos, sondern auch als Historiker eine ächt 
wissenschaftliche Methode besass. Kein Geringerer, als der 
grosse Scaliger gebrauchte über ihn das bedeutende Wort: 
Rhenanus hat das Alterthum wieder auf die Füsse 
gestellt. 3 
Ist des Rhenanus Name heutzutage auch den Gebildeten, 
ja sogar manchem Fachgenossen unbekannt, so prangt er 
doch ruhmvoll und unvergesslich im Ehrenbuche des deutschen 
Geisteslebens und in der Geschichte der zwei Wissenschaften, 
denen er so eifrig, denen er so erfolgreich gedient! Denn er 
steht mitten unter den Ahnherren jener langen Reihe ehren 
hafter Gelehrtengeschlechter, deren ganzes Sein in dem Streben 
aufging, den schönen, grossen und, edlen Sinn der Alten der 
Menschheit zu erschlossen und diese dadurch menschlicher und 
freier zu machen. 
1 Omnium, qui ex Alsatia prodierunt, Historicorum doctrina et perspicacia 
mentis praestantissimum. 
2 J. Scaliger (Scaligerana) I, p. m. 129. II. p. 204 zählt ihn zu den 
berühmtesten Gelehrten Deutschlands, dem nicht blos Deutschland, son 
dern alle Gelehrten für die Herstellung der alten Autoren danken sollten. 
3 Andere Würdigungen hat Mälily 1. c. 248 zusammengestellt, so z. B. 
die des Scioppius, des Kobortell, des Pope Blount u. A. Ich erwähne 
hier nur noch der Worte Schöpflin’s, der die Rerum Germ. 11. ein 
goldenes Buch nennt und sich I. 333 über Rhenanus folgendermasgen 
äussert: post Literas restauratas solcrs historicarum rerum indagator, 
Critieo judieio pollens.
	        
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