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H o r a w i t z.
gewiss nicht gewonnen; es zerstreut das Interesse, indem es
dasselbe zwischen den zwei Helden — wenn ich so sagen darf —
theilt, hält die Darstellung auf und steht Anderem, Wichtige
rem im Wege. — Dennoch bricht, um nicht ungerecht zu
werden — durch die Lobesphrasen, die diesem Werkchen
auch einen gewissen geschraubten, unnatürlichen Styl anheften,
das gerade, aufrichtige Wort hindurch: Nichts schadet den
Fürsten, vorzüglich den Geistlichen (dies ist die Abschwächung)
mehr, als wenn man ihre Thaten lobt und ihnen nicht zeigt,
was sie thun sollten.
Was nun die Darstellung in der Biographie betrifft, so
beginnt sie Rhenanus mit der Aeusserung, es sei begreiflich,
dass sich so viele Städte um Homer gestritten, nichts ehre ja
eine Stadt oder ein Land so sehr, als wenn sie einen Mann
hervorgebracht, durch den sie für alle Folgezeit feierlichen
Ruhm erlangen. Erasmus aber ist ein solcher, durch ihn ist
Rotterdam für alle Zeiten berühmt geworden, die Entwickelung
seines Geistes ist ein wahres Wunder, er hat nicht blos in
Deutschland, sondern auch in Italien als Instaurator gewirkt.
Die sehr objectiv, aber nicht sehr übersichtlich gehaltene Er
zählung des Lebens 1 des Erasmus giebt werthvolles Material,
aber nur selten tritt die warme Begeisterung und das lebendige 2
Interesse an der Persönlichkeit, die geschildert wird, hervor,
ein Interesse, das. zu erwarten wir wohl berechtigt sind. Aller
dings, Rhenanus hält sich überhaupt sehr bescheiden im Hinter
grund , nicht einmal schildert er seine nahe Beziehung zu
dem grossen Philologen oder prahlt mit seiner Vertraut
heit. Man kann ihm auch nicht vorwerfen, dass er bei der
Schilderung des Erasmus Gold auf Gold gemalt, sein Lob
des Gelehrten wird wohl Jeder billigen, höchstens die
Notiz von der Beständigkeit seiner freundschaftlichen Gefühle
dürfte eine subjective Ansicht sein. Sehr schön schildert er
1 Merkwürdig, dass der getreue Freund des Erasmus nicht einmal dessen
Geburtsjahr kennt.
2 Dennoch ist die Darstellung an einigen Stellen wieder ziemlich lebhaft,
z. B. wenn er Sintheim’s Prophezeiung von der grossen Zukunft des
Erasmus,' oder die Geschichte, wie Erasmus mit dem Pestarzt verwech
selt und beschimpft wird, erzählt, oder wie er beim Aldus Manutius
warten muss.