Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 71. Band, (Jahrgang 1872)

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Kenner. 
Stunden vertheilt, 5 5 / B mp. oder 140 Minuten AVeges für die 
Fahrstunde ergiebt. Auf den Strecken zu je 30 mp. legte man 
5 mp. oder 120 Minuten AVeges in einer Fahrstunde zurück; 
auf denselben ist das Terrain meist eben. Dagegen bei sehr 
stark ansteigendem AA^ege wie über den Tauern ward die Ge 
schwindigkeit fast auf die Hälfte, d. i. auf die einfache herab 
gesetzt; es wurden da in sechs Stunden nur 18 (Itinerar) oder 
19 mp. (Tabula), 72 bis 72 2 /s Minuten AVeges, in einer Fahr 
stunde zurückgelegt. 
AAOe nun das Mass der gewöhnlichen Schnelligkeit ein 
sehr geringes ist, so ist auch die Fahrzeit an einem Tage 
eine kurze. Mit unseren heutigen Begriffen stimmt das sein- 
wenig überein. Nur sechs Stunden durchschnittlich in einem 
Tage zu reisen und dabei im besten Falle nur 30 bis 35 mp. 
weit zu gelangen, das erscheint nach den modernen Reiseein 
richtungen eine unglaubliche Zeitverschwendung. Doch ist an 
dieser Ziffer nicht zu zweifeln. Denn nimmt man eine längere 
Fahrzeit auf den Tag an, so wird in demselben Masse die 
Fahrgeschwindigkeit eine geringere. Auf den Strecken zu 30 
mp., also auf günstigem Terrain, würden bei acht Reisestunden 
im Tage nur 90, bei neun Reisestunden nur 80, bei zehn nur 
72 Minuten Weges in einer Fahrstunde zurückgelegt worden 
sein, ein Ausmass, das stellenweise erreicht worden sein mag, 
wenn die Pferde gar zu schlecht waren, worüber Klagen vor 
kamen ; ad»er die Regel war solches gewiss nicht und konnte 
umsoweniger bei der ofiiciellen Eintheilung der Fahrten zu 
Grunde gelegt worden sein. Andererseits, wenn man eine grössere 
Fahrgeschwindigkeit annehmen würde, so würde in demselben 
Masse die tägliche Fahrzeit von 6 auf 5 und 4 Stunden herabsin 
ken, was wieder unglaublich ist. 
Dagegen ist es selbstverständlich, dass diese Art zu reisen 
nur dem gewöhnlichen Publicum Vorbehalten blieb; die Kaiser, 
Statthalter, höhere Militär- und Civilbeamte oder gar die 
Couriere reisten gewiss viel schneller, sie wurden mit besseren 
Pferden und AVägen bedient und konnten nach Bedürfniss in 
besonders dringenden Fällen die tägliche Fahrtdauer und auch 
die Geschwindigkeit vergrössern, ja sogar verdoppeln; in die 
sem Falle machten sie statt 96, 192 Minuten in der Fahrstunde,
	        
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