Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 68. Band, (Jahrgang 1871)

Der Geisterglaube in dem alten China. 
705 
man zu einem hellrothen Thore und weissen Mauern, die gleich 
den Vorhallen der Paläste gestaltet waren. Die Angestellten 
trugen hellrothe Kleider, purpurne Gürtel, ursprüngliche Mützen 
und enge Kopftücher. Die Kleidung Einiger bestand gänzlich 
aus aneinanderliegendcn und geknüpften Perlen und Edelsteinen. 
Es waren Trachten, die in dem Zeitalter nicht Sitte sind. Er 
sah wieder im Vortreten einen Menschen. Derselbe war hoch 
gewachsen und gross, und die Kleider, die er trug, waren ge 
staltet wie Wolkendunst. ’ Der Mann von dem Geschleckte 
Wang wandte sich an ihn, schlug das Haupt gegen den Boden 
und erklärte ihm, sein Weib sei gestorben, die zurückgeblie 
benen verwaisten Kinder seien noch klein, und er wüsste sich 
nicht zu helfen. Er vergoss sogleich Thränen. Dieser Mensch 
zeigte sich dadurch gerührt und sagte: Dein Schicksal fordert, 
dass du kommst. Einzig deiner verwaisten Kinder willen gebe 
ich dir eine Frist von drei Jahren. — Der Mann von dem Ge- 
schleehte Wang sprach ferner: Drei Jahre reichen nicht hin, 
um die Kinder am Leben zu erhalten. — Einer von den Leuten 
der Umgebung redete und sagte: Die übliche Darlegung, wie 
sollte sie albern sein? Drei Jahre an diesem Orte sind in dem 
Zeitalter di'ßissig Jahre. — Man schickte ihn jetzt sogleich fort. 
Es vergingen noch dreissig Jahre, und der Mann von dem 
Geschleckte Wang starb wirklich. 
Zu den Zeiten Hoan-yuen’s war eine grosse Rinderpest. 
Ein Mensch ass das Fleisch eines todten Rindes. Er erkrankte 
desshalb und starb. Zur Zeit seines Todes sah er einen Menschen, 
der die Verzeichnisse ergriff und mit ihm zu der Höhe des 
Himmels gelangte. Daselbst war ein vornehmer Mensch, der 
fragte: Was hat dieser Mensch verbrochen? — Jener antwor 
tete : Dieser Mensch ist angeklagt, das Fleisch eines pestkranken 
Rindes gegessen zu haben. — Der vornehme Mensch sprach: 
Jetzt ist es nothwendig, dass man mit Rindern Gegenstände 
umherführt. Da man dieses nicht kann, so ist das Fleisch da, 
um den hundert Geschlechtern als Speise zu dienen. Warum 
tödtet man die Menschen wieder? — Er drängte ihn zur Rück 
kehr. Als Jener wieder lebendig wurde, erzählte er, was man
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.