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Der Geisterglaube in dem alten China.
und midi die Stirne hervor. Zunächst kam wieder das Ange
sicht hervor. In einem Augenblicke kam die ganze Gestalt
hervor. Ma-tsc hiess sie sogleich gegenüber auf das Bett sich
setzen. Die Worte, die sie sprach, waren wundervoll und un
gewöhnlich. Hierauf übernachtete sie mit Ma-tse. Sie erinnerte
ihn öfters und sprach: Ich hin noch leer. Du sollst dich zu
rückhalten. — Er fragte, wie es ihr gelingen könne, hervorzu
kommen. Sie antwortete: Das Hervorkommen soll mir an meinem
Geburtstage gelingen. Mein Geburtstag ist noch nicht da. —
Hierauf erklang hier und dort in der Vorhalle der Ton der
Rede. Die Menschen hörten, dass das Mädchen die Zeit bis
ihrem Geburtstage berechnete. Sie belehrte zugleich Ma-tse,
auf welche Art er ihr hervorhelfen und sie pflegen könne. Als
sie ausgeredet hatte, verbeugte sie sich und entfernte sich.
Als der Tag kam, opferte er einen menningrothen Hahn,
eine Schüssel gekochten Roggen und ein Nessel klaren Wein
vor dem Orte der Trauer und zehn Schritte von der Vorhalle
entfernt. Als das Opfer zu Ende war, grub er sie aus, öffnete
die Stelle und blickte auf den Leib des Mädchens. Derselbe
war unversehrt wie früher. Er nahm sie bedächtig in die Arme,
zog sie hervor und legte sie auf einen Teppich in einem Zelte.
Sie wär unter dem Herzen etwas warm, mit dem Munde holte
sie Athem. Er hiess vier Sclavinnen sie bewachen und
sie pflegen. Er tröpfelte beständig die Milch eines grünen
Schafes in ihre Augen. Sie öffnete den Mund und konnte
Grütze und klare Flüssigkeit schlingen. Nach und nach konnte
sie reden, ln zweihundert Tagen erhob sie sich mit Hilfe eines
Stockes. Nach einer gewissen Zeit waren ihr Angesicht, ihre
Farbe, ihr Fleisch, ihr Geist und ihre Kraft vollkommen wieder
hcrgestellt.
Man schickte jetzt zu dem Geschleclite Siü und meldete
es. Die Höheren und die Niederen kamen sammtlicli. Man
wählte einen glücklichen Tag, liess die Gebräuche herab ge
langen und bewerkstelligte die Brautwerbung. Am dritten Tage
waren sie Mann und Weib. Sie gebar zwei Söhne und eine
Tochter. Der älteste Sohn führte den Jünglingsnamen Yuen-
tö und wurde im Anfänge dos Zeitraumes Yung-kia (307 bis
311 n. Cln-.) Leibwächter der geheimen Bücher. Der jüngste
Sohn King-tö bekleidete das Amt eines Gehilfen des grossen
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