Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 68. Band, (Jahrgang 1871)

Der Geisterglaube in dem alten China. 
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Schi: Ich muss für einen Augenblick an einen Ort gehen. Ich 
lasse das Buch in dem Schiffe zurück. Hüte dich, dass du es 
nicht öffnest. — Sobald er sich entfernt hatte, öffnete Schi 
verstohlen das Buch und blickte hinein. Es enthielt lauter 
Verzeichnisse todter Menschen. In dem untersten Absätze be 
fand sich der Name Schi’s. Nach einer Weile kehrte der An 
gestellte zurück. Schi sagte ihm sogleich, dass er in das Buch 
geblickt habe. Der Angestellte ward zornig und sprach: Ich 
habe dir eigens gesagt, dass du nicht hineinsehen sollest. — 
Schi schlug das Haupt gegen den Boden, bis das Blut hervor 
floss. Der Angestellte sprach nach langer Zeit:-Ich bin dank 
bar, dass du mich auf einer weiten Strecke in das Fahrzeug 
aufgenommen hast. Dieses Buch lässt sich nicht wegschaffen. 
Wenn du heute weggegangen bist, kehre nach Hause zurück 
und tritt durch drei Jahre nicht aus dem Thore. Es lässt sich 
dann erwägen. Sage nicht, dass du mein Buch gesehen hast. 
Sein kehrte zurück und war bereits zwei Jahre nicht aus 
gegangen. Die übrigen Hausbewohner wunderten sich hierüber. 
Die Nachbarn, die Leute und der Vater zürnten und Hessen 
um ihn wie um einen Todten klagen. Schi wusste sich nicht 
zu helfen und er trat vor das Thor. Sogleich sah er 
diesen Angestellten. Der Angestellte sprach: Ich hiess dich 
drei Jahre nicht ausgehen. Was ist jetzt zu tlmn? Ich suchte 
dich und sah dich nicht. Jahr um Jahr habe ich dafür die 
Peitsche und den Stock bekommen. Jetzt habe ich dich ge 
sehen, es lässt sich nichts tlum. In drei Tagen werde ich dich 
wegnehmen. — Sein kehrte zurück und weinte. Er erzählte 
die Sache, wie sie hier erzählt worden. Der Vater glaubte es 
durchaus nicht. Die Mutter bewachte ihn Tag und Nacht unter 
Thränen. In drei Tagen, zur Stunde des Mittags, starb er. 
Die fortgesetzte Geschichte des Suchens der Götter sagt: 
Hu-meu-hoei von Hoai-man besass die Gabe, Dämonen 
zu sehen. Obgleich er keine Freude hatte, sie zu sehen, konnte 
er diesem kein Ende machen. Später unternahm er eine Reise 
nach Yang-tscheu. Auf dem Rückwege kam er an Yang-tschiug 
vorbei. Im Osten dieser Stadt befand sich ein göttlicher 
Tempel, in dessen Mitte das Volk eben durch einen Zauberer 
die Anrufung bewerkstelligen und opfern lassen wollte. In 
einem Augenblicke schrieen sämmtliche Dämonen: Die höchste
	        
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