Pfizmaier. Der Geisterglaube in dem alten China
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Der Geisterglaube in dem alten China.
Von
Dr. A. Pfizmaier,
wirkl. Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften
Die vorliegende Abhandlung enthält vorerst eine Reihe
Aufzeichnungen über altchinesische Götter und Geister, mit
Ausschluss der einer späteren Zeit angehörenden budhistischen
Gottheiten. Das Gelieferte gibt Nachricht von diesen auf die
verschiedenartigsten Ursprünge zurückzuführenden Wesen, deren
Eigenschaften und Beziehungen zu den Menschen.
Die Dämonen, von denen zunächst gehandelt wird, sind
grösstcntheils Geister verstorbener Personen, bisweilen Wesen
untergeordneter Art, die nach Umständen für den Menschen
wohlthätig oder verderblich sind. In grosser Ausdehnung wird
von Geistererscheinungen und der Rückkehr Verstorbener be
richtet, wobei nicht unerwähnt gelassen wird, dass es, beson
ders unter den Gelehrten, auch Ungläubige gab, die das Da
sein der Dämonen läugneten.
In einem Anhänge werden noch beglaubigte Beispiele von
Scheintod mitgethcilt. Die bezüglichen Nachrichten sind zum
Theil historisch, enthalten jedoch Manches, das an sich schwer
erklärbar und kaum glaublich ist. Andere, namentlich die aus
dem Seu-schin-ki (die Geschichte des Suchens der Götter),
einem nur mit Wunderdingen sich befassenden Werke ge
schöpften, sind von der Art, dass sie, ungeachtet eines gewissen,
ihnen verliehenen historischen Anstriches, als reine Ausflüsse
des Geisterglaubens betrachtet werden müssen.
Von einigem Interesse dürfte es ferner sein, dass das von
den katholischen Missionären für ,Gott' gebrauchte :jr ^ thien-
tschii ,der Vorgesetzte des Himmels', ein Ausdruck, den man