Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 68. Band, (Jahrgang 1871)

Studien zu den Argonautica des Valerius Flaccus. 
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Dass diese Vergleichung der Argonautica mit den Vergi- 
lischen Gedichten auch für die Texteskritik des Valerius von 
grossem Werthc und zuweilen geeignet ist manche schwierige 
Fragen einer Lösung zuzuführen, erhellt aus vielen Stellen, 
welche wir im Verlaufe dieses Aufsatzes behandelt haben, wie 
II, 103, 178, 375, III, 125, V, 273, 4G5, 639, VII, 630, VIII, 
254. Wir fügen hier noch einige bei, die sich in der früheren 
Darstellung nicht gut verworthen Hessen. II, 253 hat man statt 
des in V überlieferten miserere viele Conjecturen vorgeschlagen, 
aber das Vorbild unseres Dichters, Aen. XII, 777 f. ,Faune precor, 
miserere“ inquit ,tvque optima ferrurn terra tene‘ zeigt, wie Löh 
bach (S. 6) richtig erkannt hat, dass nichts zu ändern ist. IV, 
273 wird das bestrittene ejfudit nubibus iras durch Aen. V, 446 
vires in ventvm effudit gerechtfertigt, während umgekehrt die 
Musterstello Aen. X, 810 sustinet et Lauswn increpitat Lauso- 
que minatur für das von Pius empfohlene dextraque statt dex- 
tramqne IV, 289 zu sprechen scheint. VIII, 55 will Meynke 
(Rhein. Mus. XXII, 374) miseratur in miratur umändern, welche 
Wörter allerdings nicht selten verwechselt werden, z. B. V, 
278. Man vergleiche nun aber Aen. VI, 476 miseratur euntem 
und man wird sich für die Beibehaltung der ursprünglichen 
Leseart entscheiden. Warum soll auch miseratur hier nicht am 
Platze sein? Verdient etwa Medea, die Heimat, Vaterhaus, 
allen Glanz der Herrschaft hingibt, nicht ein inniges Be 
dauern? Dass miratur auch einen guten Sinn gibt, will ich 
nicht leugnen; es wird aber dadurch diese Conjectur ebenso 
wenig gerechtfertigt als I, 281 die Emendation Bentleys miran- 
tibus statt miserantibus. Bn ) 
ß0 ) Schon aus dem oben gegebenen Verzeichnisse geht hervor, dass Valerius 
häufig dieselben Ausdrücke, Verstheile u. dgl. gebraucht hat. Nun ist es 
wol natürlich, dass ein Dichter, der sich einen bestimmten Stil gebildet 
hat, unwillkührlich öfters dieselben Phrasen, Cadenzen u. s. w. gebraucht. 
Bei Valerius aber sind solche Wiederholungen so zahlreich, dass ein tie 
ferer Grund vorliegen muss. Bekanntlich hat Vergil durch eben dieses 
Mittel seiner Darstellung ein episches Gepräge zu geben gesucht und unser 
Dichter wird es daher in Nachahmung des Vergil zum gleichen Zwecke 
gebraucht haben. Ich füge hier noch eine Anzahl solcher Wiederholungen 
in den Argonautica bei und zwar bei gleichen oder ähnlichen Versaus- 
gängen in lumina palla 1, 132, VIII, 204, (colla) bipenni 1, 192, IV, 337, 
solverat. umbras III, 1, V, OOß, virtufh honovp.ft I. 177, 851, vest.r mc.prdos 
Sitzb. (1. pliil -liist. CI. LXVIII. IM. III. Hft. 25
	        
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