Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 68. Band, (Jahrgang 1871)

Studien zu den Argonautica dös Valerius Flaccus. 
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auch in der Benützung einzelner Verse aus dem Eingänge seiner 
Aratea offenbart 2 ), sondern an die bedeutungsvollen Worte (15 ff.): 
spielt, welche in Lyon ihren für Domitian sehr unerwünschten Abschluss 
fand (vgl. Jmhof S. 29 ff.). Man sieht, dass in diesem Falle der Titel 
allein nicht entscheidende Beweiskraft hat. Nun erheben sich aber gegen 
die Autorschaft des Germanieus, des Sohnes des Drusus, gegründete Be 
denken. Da nach v. 558 ff. das Gedicht erst nach dem Tode des Augustus 
abgefasst ist, so müsste unter genitor im zweiten Verse des Prooemium 
Tiberius zu verstehen sein; wie komisch es sich aber ausnimmt, wenn 
der siebenundzwanzigjährige Germanieus (so alt war er nämlich beim 
Regierungsantritte des Tiberius) diesem die Erstlinge seiner gelehrten 
Müsse weiht, das hat Rutgers mit Recht hervorgehoben und diesen Grund 
wird man mit aller Künstelei nicht hinwegdeuteln können. Jedenfalls 
war Germanieus schon bei Lebzeiten des Augustus als Dichter aufgetreten, 
wie man wenigstens aus Plin. N. H. VIII, 42, 155 scliliessen kann, so 
dass er die Aratea nicht als primitias bezeichnen konnte. Auch die viel 
fachen Aeusserungen des Ovid über Germanieus als Dichter (Fast. I, 
19 ff., ex Pont. II, 5, 53 ff., IV, 8, 67 ff.) machen keineswegs den Ein 
druck, als ob dieser erst in den Jahren 15—17 n. Chr. schüchterne Ver 
suche in der Dichtkunst gemacht habe. Dagegen passt alles im Prooe 
mium auf Domitian; er konnte recht wol seine dichterischen Studien, 
welche er als Maske anzunehmen für gut fand, mit einer Uebersetzung 
des Aratos beginnen und hatte seine guten Gründe mit einer Widmung 
derselben vor seinen Vater hinzutreten. So erklärt sich, genitor ganz un 
gezwungen und die Verse 9 f. si non tanta quies te praeside puppibus 
aequor cultorique davet terrae, procul arma silerent, sowie die Worte pax 
tua (v. 16) beziehen sich auf die Schliessung des Janustempels, welche 
nach Beendigung des Judäischen Krieges im September des Jahres 70 
erfolgte (Oros. VII, 9). Ein weiterer Grund für Domitian als Verfasser 
der Aratea liegt darin, dass Valerius den Eingang dieses Gedichtes für 
sein Prooemium benützt hat. Wer kann verkennen, dass genitor bei Va 
lerius (v. 16) auf jenes genitor (im zweiten Verse der Aratea) zurückgeht; 
auch sind die Verse 17 f. neque enim Tyriis Cynosura carinis certior aut 
Grats Helice servanda magistris offenbar mit Rücksicht auf v. 40 f. dat 
Qrais Helice cursus maioribus astris, Phoenicas Cynosura regit, v. 21 haec 
ut Latias vox impleat urbes mit Hinblick auf v. 15 haec ego dum Latiis 
conor praedicere Musis gedichtet, indem sich Valerius als Bearbeiter der 
Argonautica des Apollonios Rhodios dem Domitian als Uebersetzer des 
Aratos gegeniiberstellt. Ueberhaupt lässt, sich jene Weissagung von der 
einstigen Verwandlung des Vespasian in ein glänzendes Sternbild an die 
ser Stelle nur begreifen, wenn man sich die Beziehung auf die Aratea 
des Domitian klar macht. Dass dieser ausser den Aratea sich auch noch 
in der epischen Dichtung versucht, wenigstens ein Epos begonnen hat, 
erhellt aus Quintilian X,'1, 91 und wahrscheinlich wird dieses Epos nach 
Valerius (12 ff.) den Judäischen Krieg zum Gegenstand gehabt haben.
	        
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