Pfizmaier. Die Wanderung eines japanischen Bonzen.
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Die Wanderung eines japanischen Bonzen.
Von
Dr. A. Pfizmaier,
wirkl. Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften.
Die vorliegende Abhandlung bringt eine altjapanische
Erzählung von einem Bonzen, der, obgleich es sein Wunsch
ist, der Welt zu entkommen, eine Wanderung antritt, um an
verschiedenen heiligen Orten zu beten und dadurch die Schuld,
mit der er sich in einer früheren Welt beladen, zu tilgen.
Aus den bezüglichen Aufzeichnungen geht hervor, dass die
Verzichtleistung auf die Welt buchstäblich genommen wurde,
indem von einem ,die Welt verwerfenden Menschen'', wie im
Japanischen der Bonze heisst, verlangt wird, dass er an nichts
in der Welt, selbst nicht an edlen und leblosen Gegenständen
Gefallen linde. Der genannte Bonze befreundet sich in diesem
Sinne mit der Welt und kehrt nach einer beschwerlichen
Wanderung, die er im Herbst beginnt und im Winter beendet,
nach seinem früheren Wohnsitze zurück. Daselbst stürzt die
Ringmauer seines Klosters, was zur Folge hat, dass fremd
artige Gestalten eintreten, und Mädchen in den Räumen umher
wandeln. Hier schliesst die Erzählung, indem noch bemerkt
wird, dass er jetzt den Bäumen und Pflanzen mittheilte, wie
traurig es in der Welt ist.
Die Erzählung, dem dritten Bande der ,Sammlung der
aufgelesenen Blätter des Fusang' entnommen, enthält Aufklä-
1 Jo-sute-bito, ein Mensch, der die Welt verwirft, ein Bonze. Der bei uns
übliche Ausdruck ,Bonze 4 stammt von dem chinesisch - japanischen
± Vj bo-zu, der Vorgesetzte der Zelle.