Gold ha eher, Zur Kritik und Erklärung von L. Apuleius etc.
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Zur Kritik und Erklärung von L. Apuleius de dogmate
Platonis 1. I. und II.
Von Dr. A. Goldbacher.
Zu den vielen schwierigen Fragen in Betreff der Auffassung
und Beurtheilung der philosophischen Schriften des Apuleius, zu
deren Beantwortung noch kaum ein Versuch gemacht ist, kommt noch
ein Übelstand, der jedesfalls zuerst gehoben werden muss, d. i. die
höchst verderbte Gestalt des Textes. Denn während derselbe in den
Metamorphosen durch die eben erschienene Ausgabe von Fr. Eyssen-
hardt (Berlin 1869) und in der Apologie und den Floridis durch
Gust. Krüger (Berlin 1864 und 1S65) auf Grundlage einer sorg
fältigen Collation der allein massgebenden Codices Laur. 68, 2 und
29, 2 eine correctere Gestalt gewonnen hat, liegen die philosophi
schen Schriften in der letzten Hildebrand’schen Ausgabe noch in
einem Zustande, der, abgesehen von der Unerquicklichkeit des Stoffes,
schon an und für sich dem Leser nicht selten die Lectüre ver
leiden mag.
Freilich finden wir hier auch keinen so sicheren Boden wie in
den drei oben genannten Schriften; denn die beiden Florentiner
Handschriften enthalten eben nur die Metamorphosen, die Apologie
und die Florida. Die Texteskritik der philosophischen Schriften steht
daher moch auf derselben Stufe, auf der vor wenigen Jahren sämmt-
liche Schriften des Apuleius standen, nur dass denselben auch von
jeher nicht die Aufmerksamkeit und Sorgfalt geschenkt wurde wie
den Metamorphosen oder der Apologie. In der Benützung des hand
schriftlichen Materiales herrscht ziemlich willkürlicher Eklekticismus;
denn wenn auch einzelne Herausgeber von der Vorzüglichkeit des
einen oder anderen Codex überzeugt waren, so war doch diese