Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 61. Band, (Jahrgang 1869)

Laurentii Vallae opuscula tria. II. 
381 
oben Amn. 10), Laurentius Valla den Virgilius, den er nach Poggius’ 
übertriebenem Ausdruck als einen purum consicleratum poetam zu 
tradieren pflegte, selbst diesem Epitomator der Ilias nach stellte, wobei 
indessen möglicherweise der Nachdruck mehr auf den auch im 
Epitomator steckenden griechischen Dichter als auf jenen selbst 
gelegt war und sicherlich die Opposition gegen die den damaligen 
Humanisten gemeinsame masslose Überschätzung des Virgilius das 
Urtheil bestimmte. 
Dass nun mit dieser kritischen Revision der alten Epitome der 
Ilias der Übersetzer Oratius Romanus in irgend welchem Zusammen 
hang gestanden, ist wenigstens in Georgias’ Worten mit keiner Silbe 
angedeutet. 
Dass endlich, da die Versuche des Carolus Aretinus und Oratius 
Romanus unvollendet blieben, der Pabst sich kurz vor seinem Tode 
noch an den Franciscus Philelphus um eine metrische Übertragung 
des Homer gewendet habe, ist ebenso glaublich, wie dass dieser, 
als er in späteren Jahren von den ihm gemachten Anerbietungen 
erzählte, gewaltig übertrieben habe (in der in Briefform gekleideten 
Invective gegen Leodrisius Crivellus d. d. 1. Aug. 1463. Francisci 
Philelphi epistolae. Venetiis 1302. fol. 181 v). 
Mit diesen Wünschen und Bemühungen des Pabstes Nicolaus 
um eine den Dichter Homer wiederspiegelnde lateinische Über 
tragung batten andere früher gemachte Übersetzungen des Homer 
nichts zu tliun. Voigt schreibt zwar (Wiederbelebung p. 3S8): 
'Jedermann wusste, dass die höchste Gunst des Pabstes hier (durch 
eine Homeriiberselzung) zu verdienen sei, und es wurden ihm Ver 
suche eingereicht, die aber seinem scharfen Urtheile nicht genügen 
wollten. Wahrscheinlich gehörte dazu Valla’s Über 
setzung der Ilias. Decembrius übersetzte die zwölf ersten Bücher 
derselben, aber beide wagten es nicht, den Homerischen Vers nach 
zubilden. Guarino wurde aufgefordert, wir hören indess nicht, dass 
er die schwierige Arbeit unternommen.’ Aber, um vom letzten an 
zufangen, dass Guarinus um eine Homerübersetzung angegangen 
worden, weiss Voigt allein. Denn Vespasiano, auf den er sich beruft, 
sagt es nicht (Mai Spieil. Rom. Tom. I 49 in der Vita Nicolai), 
sondern indem er die unter und durch Nicolaus angeregten schrift 
stellerischen Arbeiten aufzählt, schreibt er: L’ Iliade d' Omero. 
Strabone de situ orbis fece tradurre a Guerrino, so dass deutlich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.