Laurentii Vallae opuscula tria. II.
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oben Amn. 10), Laurentius Valla den Virgilius, den er nach Poggius’
übertriebenem Ausdruck als einen purum consicleratum poetam zu
tradieren pflegte, selbst diesem Epitomator der Ilias nach stellte, wobei
indessen möglicherweise der Nachdruck mehr auf den auch im
Epitomator steckenden griechischen Dichter als auf jenen selbst
gelegt war und sicherlich die Opposition gegen die den damaligen
Humanisten gemeinsame masslose Überschätzung des Virgilius das
Urtheil bestimmte.
Dass nun mit dieser kritischen Revision der alten Epitome der
Ilias der Übersetzer Oratius Romanus in irgend welchem Zusammen
hang gestanden, ist wenigstens in Georgias’ Worten mit keiner Silbe
angedeutet.
Dass endlich, da die Versuche des Carolus Aretinus und Oratius
Romanus unvollendet blieben, der Pabst sich kurz vor seinem Tode
noch an den Franciscus Philelphus um eine metrische Übertragung
des Homer gewendet habe, ist ebenso glaublich, wie dass dieser,
als er in späteren Jahren von den ihm gemachten Anerbietungen
erzählte, gewaltig übertrieben habe (in der in Briefform gekleideten
Invective gegen Leodrisius Crivellus d. d. 1. Aug. 1463. Francisci
Philelphi epistolae. Venetiis 1302. fol. 181 v).
Mit diesen Wünschen und Bemühungen des Pabstes Nicolaus
um eine den Dichter Homer wiederspiegelnde lateinische Über
tragung batten andere früher gemachte Übersetzungen des Homer
nichts zu tliun. Voigt schreibt zwar (Wiederbelebung p. 3S8):
'Jedermann wusste, dass die höchste Gunst des Pabstes hier (durch
eine Homeriiberselzung) zu verdienen sei, und es wurden ihm Ver
suche eingereicht, die aber seinem scharfen Urtheile nicht genügen
wollten. Wahrscheinlich gehörte dazu Valla’s Über
setzung der Ilias. Decembrius übersetzte die zwölf ersten Bücher
derselben, aber beide wagten es nicht, den Homerischen Vers nach
zubilden. Guarino wurde aufgefordert, wir hören indess nicht, dass
er die schwierige Arbeit unternommen.’ Aber, um vom letzten an
zufangen, dass Guarinus um eine Homerübersetzung angegangen
worden, weiss Voigt allein. Denn Vespasiano, auf den er sich beruft,
sagt es nicht (Mai Spieil. Rom. Tom. I 49 in der Vita Nicolai),
sondern indem er die unter und durch Nicolaus angeregten schrift
stellerischen Arbeiten aufzählt, schreibt er: L’ Iliade d' Omero.
Strabone de situ orbis fece tradurre a Guerrino, so dass deutlich