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V a li l e n
Iussisti nubilas Mine nie abstergere mendas,
Longa dies rebus guas genuisse solet,
Ne qua in nominibus scribendis menda lateret,
10 Essent in sensum quaeque red acta suum.
En ego qua lieuit (aequo enim potui omniaj librum
Excolui: excultum, si placet, accipias.
Non venit, ut docto quondam a Cicerone politus
Carus, naturus qui cecinit varias.
15 Non ut Aristarcho purus sub iudice totus,
Non ut Quintilio si data scripta forent:
Qualiscumque tarnen, doctas demulserit aures,
Consilia et regum si fern bella leges.
Verum, dive pater, de magni rebus Hotneri
20 Argumentum istum vix habuissc gutem.
Dixi istum, quoniam varia est sententiu qui sit,
Nec versu hoc quiequam certius esse ferunt:
Pindarus hunc parvum trans Pontum vexit Homerum,
Sed non Dircaeus Pindarus iste f'uit.
Es ist einleuchtend, dass der Ungenannte, der sich selbst
minimus huius temporis nennt, im Auftrag des Pabstes Nicolaus
eine kritische Recognition jenes dem Pindarus zugeschriebenen Aus
zuges der Ilias besorgt hatte, von der er bescheiden genug denkt,
um sie nicht mit Cicero’s Revision des Lucretius Carus de rerum
natura oder mit Aristarchus' und Quinctilius’ Dichterkritiken zu ver
gleichen. Und so wenig diesem Kritiker das Verhältniss der latei
nischen Ilias zu der Homerischen klar zu sein scheint, so ist er
über den Verfasser wenigstens so weit im Reinen, dass er ihn nicht
für den alten Thebanischen Dichter hält. Unter des Pabstes Bemühun
gen also um den Homer wird man auch diese durch ihn veranlasste
Revision des Pindarus Thebanus zu verzeichnen haben, sei es dass in
dem Pabste, der die griechische Ilias nicht las, durch die Epitome
der Wunsch nach einer Übersetzung erst recht lebendig wurde,
oder dass er, weil eine lesbare Übersetzung nicht zu erlangen war,
mit dem Auszug sich behalf und diesen wenigstens in correcter und
lesbarer Abschrift zu haben wünschte. Dass man damals aus diesem
Pindarus Thebanus viel Wesen machte, erkennt man auch daraus,
dass nach einer in den Kreisen der neapolitanischen Academie
gehenden Tradition, welche Iovianus Pontanus aufbewahrt hat (vgl.