Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 61. Band, (Jahrgang 1869)

Laurentii Vallae opuscula tria. II. 
379 
Nachdem nämlich Georgius a. a. 0. die erwähnte Notiz über Horatius 
Romanus Homerübersetzung aus Aeneas Sylvius’ Europa angeführt, 
fügt er hinzu, dass in der Vaticanischen Handschrift 2736 von einem 
Theile des ersten Buches der Ilias eine metrische Übersetzung sich 
finde, die mit den Worten beginne: 
Ir am pande mihi Pelidae diva superbi 
Tristia qui miseris iniecit funera Grans 
und schliesse: Tu quoque fave cursu vatis iam Phoebe peracto, und 
dass dieser Übersetzung eine im elegischen Mass geschriebene 
Widmung an Pabst Nicolaus vorausgeschickt sei, deren Verfasser 
sich indessen nicht nenne. Hiernach berichten denn Zeno und 
Tiraboschi ohne den mindesten Scrupel, dass in jener Vaticanischen 
Handschrift die Übersetzung der Ilias (oder eines Theiles derselben) 
von dem genannten Horatius Romanus enthalten sei, und Voigt, der 
dieselbe Fabel wieder vorbringt, meint doch 'mit mehr Wahr 
scheinlichkeit’ die Vermuthung aussprechen zu dürfen, dass der Ver 
fasser 'jenes vaticanischen Fragments’ kein anderer als 'Carlo 
d’Arezzo’ sei. Und doch hätten ihn wenigstens die von Georgius 
mitgetheilten Anfangs- und Schlussverse der vermeintlichen Über 
setzung aufmerksam machen können, dass es sich hier gar nicht um 
eine im XV. Jahrhundert gemachte Iliasübersetzung, sondern um den 
bekannten metrischen Auszug der Ilias von dem sogenannten Pindarus 
Thebanus handelt, den Kenner in das erste Jahrhundert n. Chr. 
setzen. Dazu kommt, dass die von Georgius im Anhang seines 
Buches p. 210 abgedruckte Widmung an Pabst Nicolaus das wahre 
Sachverhältniss mit nur irgend wünschbarer Deutlichkeit bezeichnet. 
Ad Nicolaum V. 
Rex regum patrumque pater, Nicolae. sacrorum, 
Magna urbes ~ <) magnis efficienda viris. 
At bene iussisti minimo mihi tempnris huius, 
Vatis nt inspicerem carmina Maeonii. 
5 Sed quid Maeonii? Cornu tonal iste latino, 
Dam Phryges ac Graecos cogit in arma daces. 
~ l ) Soll wohl urgues heissen. An mehren Stellen ist in dem Abdruck des 
Georgius die Interpunction ganz verkehrt und den Sinn verderbend ange 
bracht, wie namentlich v. 5 und v. 13, wo der Herausgeber an den 
Lucrctius Carus nicht gedacht zu haben scheint.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.