Luurentii Vallae opuscula tria. II.
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Den andern der von Manetti erwähnten praestantes viri, welche
dem Pabst Nicolaus einen metrischen Home'rus latinus darzubringen
sich bemühten, meint man in dem von Aeneas Sylvius genannten
Horalius Romanus zu erkennen. In der nach Voigt's Angabe (Enea
Silvio II 333) nach 1458 geschriebenen Historia de Europa c. 58
(S. 459 der Baseler Ausgabe von 1571) hei Erwähnung der durch
Nicolaus veranlassten Übersetzungen schreibt er: in Homeri vero
poemate quod heroico carmine latinum fieri magnopere cupiebat,
Cum plur im i morem ei gerere conarentur, uiius tantum invenius
est, qui acri eins iudicio satis faceret, Horalius Romanus,
qui scribatum apostolicum ca de re consecutus, magnis pollici-
tationibus illectus, Iliadem aggressus nonnullos e.v ea libros latinos
fecit, dignos, quos nostra miraretür, prisca non improbasset
aetas. Der Ausdruck plurimi ist nicht zu pressen, denn es liesse
sich leicht zeigen, dass cs damals sehr viele überhaupt nicht gab,
welche homerische Verse in lateinische zu übertragen den Versuch
aufgenommen. Demselben Pabst hatte er seine metrische Übersetzung von
Hesiodus v Ep7« xa’t v;p.spai gewidmet. — Die Iliasübersetzung beginnt,
wohl nicht ohne Rücksicht auf einen Vorgänger, mit dem 3. Buch, ent
hält dann das 4. S. 14. 18. einen Theil des 19. und die Bücher von 20—24.
Tlieodorus Gaza, der dieselbe nach des Verfassers Tode herausgab,
rühmt sie in der Widmung an Nicolaus’ Vater Laelius de Valle ungemein,
doch kann sie mit Politianus den Vergleich nicht aushalten. In dieselbe
Zeit gehört auch die Probe einer metrischen Homerübersetzung, welche
der ungarische Dichter Ianus Pannonius von einer Scene aus dem G. Buch
der Ilias (v. 119—236) Diomedis et Glauci congressus geliefert hat, die
in Pannonius’ Werke I p. 231 (Traiecti ad Rlierium 1784) aufgenommen
ist. In der praefatio dazu an seinen Freund Galeottus Martins Narniensis
(Pannonii Op. II p. 74) schreibt er: cum incidissent in manus mens Homerici
cuiusdum interpretis aliquot libri, tertius puta quartus et quintus, nolui
quidquam de illo temere iudicare, nisi prius et meas ipse vires in eadem
ut ita dixerimpalaestra experirer. Welches die dem Pannonius vorliegende
Übersetzung war, ist nicht auszumachen; dass es die des Nicolaus de
Valle gewesen, welcher von der ersten Hälfte eben jene 3 Bücher übersetzt
hatte, ist nach den Zeitverhältnissen möglich, da Pannonius, der 1458
aus Italien heimgekehrt war, wohin er 1465 von neuem als Gesandter des-
Königs Mathias an Pabst Paul II ging, ausgesprochonermassen jene
Verse in späteren Jahren in seiner ungarischen Heimath gemacht hatte,
als er vom Vcrseinachen, das er in Guarino’s Schule in Verona eifrig
getrieben hatte, schon lange entwöhnt war.