Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 56. Band, (Jahrgang 1867)

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Seite zu einer Ergänzung der Theorie selbst. Die Gesichtspunkte, 
unter welche die Fragen und ihre Lösungen gestellt werden, sind 
allgemeiner Art und gehen die beiden bis jetzt betrachteten Dicht 
arten des ernsten Kunststiles an; auch werden Tragödien und tragi 
sche Dichter speciell genannt; dennoch ist in den Einzelausführun 
gen und den Beispielen ein Übergewicht auf Seite des Homerischen 
Epos zu erkennen: was sich, wenn es dafür einer Erklärung bedarf, 
aus der erwähnten Liebhaberei der Griechen und Aristoteles’ eigener 
Schrift über Homer leicht erklärt: nur würde es nicht richtig sein, 
darum diesen Abschnitt mit der zunächst voraufgegangenen Theorie 
des Epos in eine engere Verbindung zu bringen. 
Aristoteles geht davon aus, die Gesichtspunkte oder Orter (si'ou) 
aufzustellen, von denen aus xpoßlr^arx d. h. Fragen und hinwie 
derum deren Lösungen gezogen werden. 
1) Der Dichter ist wie jeder andere bildschaffende Künstler 
Nachahmer und hat als solcher von drei Dingen immer eines darzu 
stellen, entweder wie die Dinge waren oder sind, oder wie man sagt 
dass sie seien und sie zu sein scheinen, oder wie sie sein sollen. An 
die Wirklichkeit also, die gegenwärtige oder vergangene, oder an 
den Glauben und die Meinung der Menschen, oder an die Idealität 
und Sittlichkeit oder Zweckmässigkeit hat sich die Darstellung des 
Dichters zu halten. Diese Aulfassungen über das Darstellungsobject 
des Dichters sind in früheren Ausführungen begründet worden; so 
hat insbesondere das 9. Cap. den Dichter angewiesen, nicht aus 
schliesslich die historische Wahrheit und Wirklichkeit (rä ysvip.svx), 
sondern vielmehr ofa av sixdg yzviaäai xai ouvarx yeviaSai zum 
Vorwurfseiner Darstellung zu nehmen. Und die Forderung der Sitt 
lichkeit und Idealität an die Charaktere ist sowohl sonst vielfach als 
auch Cap. IS nachdrücklich betont worden. 
2) Diese Objecte dichterischer Nachahmung gelangen durch 
das Mittel der Sprache zum Ausdruck. Wenn es richtig ist, dass an 
itayyiXXszxi. Ai£sc sich unmittelbar anschliesst r, xxi y'Kü>z~xig xai 
/Asrayopai?, so muss ersteres von der gewöhnlichen Sprache (xvpia 
Äs'&f, wie övop.« für xOpiov ovofj.ee) verstanden werden, der als unter 
schiedene Formen des Ausdrucks Glossen und Metaphern sieh an 
reihen: und überdies, fährt Aristoteles fort, gibt es viele Aftectionen 
der Sprache (x xSr, /Jt-ug), worunter man, wie ich glaube, an 
jene neben den genannten Arten in Cap. 21 besprochenen und den
	        
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