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Seite zu einer Ergänzung der Theorie selbst. Die Gesichtspunkte,
unter welche die Fragen und ihre Lösungen gestellt werden, sind
allgemeiner Art und gehen die beiden bis jetzt betrachteten Dicht
arten des ernsten Kunststiles an; auch werden Tragödien und tragi
sche Dichter speciell genannt; dennoch ist in den Einzelausführun
gen und den Beispielen ein Übergewicht auf Seite des Homerischen
Epos zu erkennen: was sich, wenn es dafür einer Erklärung bedarf,
aus der erwähnten Liebhaberei der Griechen und Aristoteles’ eigener
Schrift über Homer leicht erklärt: nur würde es nicht richtig sein,
darum diesen Abschnitt mit der zunächst voraufgegangenen Theorie
des Epos in eine engere Verbindung zu bringen.
Aristoteles geht davon aus, die Gesichtspunkte oder Orter (si'ou)
aufzustellen, von denen aus xpoßlr^arx d. h. Fragen und hinwie
derum deren Lösungen gezogen werden.
1) Der Dichter ist wie jeder andere bildschaffende Künstler
Nachahmer und hat als solcher von drei Dingen immer eines darzu
stellen, entweder wie die Dinge waren oder sind, oder wie man sagt
dass sie seien und sie zu sein scheinen, oder wie sie sein sollen. An
die Wirklichkeit also, die gegenwärtige oder vergangene, oder an
den Glauben und die Meinung der Menschen, oder an die Idealität
und Sittlichkeit oder Zweckmässigkeit hat sich die Darstellung des
Dichters zu halten. Diese Aulfassungen über das Darstellungsobject
des Dichters sind in früheren Ausführungen begründet worden; so
hat insbesondere das 9. Cap. den Dichter angewiesen, nicht aus
schliesslich die historische Wahrheit und Wirklichkeit (rä ysvip.svx),
sondern vielmehr ofa av sixdg yzviaäai xai ouvarx yeviaSai zum
Vorwurfseiner Darstellung zu nehmen. Und die Forderung der Sitt
lichkeit und Idealität an die Charaktere ist sowohl sonst vielfach als
auch Cap. IS nachdrücklich betont worden.
2) Diese Objecte dichterischer Nachahmung gelangen durch
das Mittel der Sprache zum Ausdruck. Wenn es richtig ist, dass an
itayyiXXszxi. Ai£sc sich unmittelbar anschliesst r, xxi y'Kü>z~xig xai
/Asrayopai?, so muss ersteres von der gewöhnlichen Sprache (xvpia
Äs'&f, wie övop.« für xOpiov ovofj.ee) verstanden werden, der als unter
schiedene Formen des Ausdrucks Glossen und Metaphern sieh an
reihen: und überdies, fährt Aristoteles fort, gibt es viele Aftectionen
der Sprache (x xSr, /Jt-ug), worunter man, wie ich glaube, an
jene neben den genannten Arten in Cap. 21 besprochenen und den