Stark, Die Kosenamen der Germanen.
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Die Kosenamen der Germanen.
II.
Von Dr. Frau* Stark.
(Mit einem erläuternden Anhänge.)
Nicht so zahlreich und mannigfaltig in den Formen wie die auf
Verkürzung beruhenden Kosenamen 1 ) sind diejenigen, welche durch
Contraction entstanden sind, doch ist die Schwierigkeit die ihnen zu
Grunde liegenden AVortstiimme zu erkennen hier meistens viel grösser
als dort. Aus dieser Ursache sind auch nur wenige dieser Bildungen
bisher ihrem Wesen nach erkannt, die meisten verkannt worden.
Während man eine Reihe dieser Namen irrthiimlich für verkürzte,
aus einem Wortstamme gebildete Formen hielt, hat man sich bei
anderen der Verpflichtung sie in ihrem Kerne zu erforschen dadurch
entzogen, dass man sie als verstümmelt bezeichnete.
Aber den Hemmnissen, die sich oft der wissenschaftlichen
Forschung entgegenstellen, aus Bequemlichkeit ausweichen ist un
würdig des Mannes, dem die Wissenschaft als Heiliges gilt, mit dem
man weder spielen noch freveln soll. Ihn lockt vielmehr an, was den
Miethling abschreckt, und gelangt er auf dem neu betretenen Pfade
auch nicht an das sich vorgesteckte Ziel, so ist er doch seinen Nach
folgern ein beachtenswerther Wegweiser dahin.
Beseelt von diesem Gedanken habe ich keine Mühe gescheut
die Hülle dieser räthselhaften Kosenamen zu durchbrechen und
vorzugsweise der Erforschung friesischer Namen aus jüngerer Zeit
eine Sorgfalt zugewendet, deren sie bis jetzt sich nicht zu erfreuen
hatten.
') Sitzungsberichte, LU. ßd., S. 237—340.