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Dr. Pfizniaier
Durch die eben angedeuteten Eigentbümlichkeiten des Inhalts
wurde der Verfasser bestimmt, diese Arbeit für eine weniger in das
medicinische als in das philosophische Gebiet gehörende zu erklären.
Die Beibehaltung mancher chinesischen Kunstausdrücke konnte,
wenn hei der Mehrdeutigkeit derselben der deutsche Ausdruck nicht
gewechselt werden sollte, nicht vermieden werden. So das Wort
„Erspähung“, welches für „Symptom“ und auch für „Beobachtung“
gebraucht wird. Ebenso das Wort „Luft“, welches bisweilen für
wirkliche Luft, meistens jedoch für „Lebensgeist“, oder auch für
die Bezeichnung eines unsichtbaren Leidens gebraucht wird, und
vieles Andere.
Der Abhandlung werden die folgenden von den Herausgebern
herrührenden einleitenden Worte vorangesckickt:
Unter den ärztlichen Häuptern, welche das Ferne und das
Stoffliche zu Stande brachten, das Offenbare und das Dunkle durch
drangen, gab es noch keines, welches nicht früher sich den Anblick
verschafft und dann erst es gefunden hätte. Indem man in den nahen
Zeitaltern sieh nur an die Geschicklichkeit der Unterscheidung (des
Pulses) hält und mit dem Geiste der Anschauung sich nicht befasst,
irrt man weit ab von den Gedanken der allen Höchstweisen und
früheren Weisen.
Jetzt wurde aus den ärztlichen Büchern und den Schriften, in
welchen das Aussehen besprochen und Beobachtungen angestellt
werden, dasjenige, welches besonders als Muster dienen kann, aus
gelesen und in vier Abhandlungen neben einander gestellt. Daselbst
findet sieb das höchst Vortreffliche und Ausgezeichnete vereinigt.
Die vier Abhandlungen und die Bestimmungen des Pulses erhielten den
Namen: Die Erfordernisse und Bestimmungen der vier Beobachtungen.
In sie wurden in Wirklichkeit die Weise der Anschauung, des Hörens,
Fragens und Entscheiden (über den Puls) aufgenommen. Es wurde
bewirkt, dass in späterer Zeit diejenigen, welche Lehrer derHeilkunst
sind, mit Hilfe dessen lehren können, dass diejenigen, welche Schüler
sind, mit Hilfe dessen lernen können. Wenn man es eifrig liest, sich
einübt und vertraut macht, wenn man es durch viele Tage erwägt