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SITZUNG VOM 21. JÄNNER 1863.
Gelesen:
Die Geschichte des Hauses Tscheu-kung.
Von dem w. M. Dr. August Pfizmaicr.
Der Verfasser, der in einer früheren Arbeit die Geschichte
eines der berühmten Fürstenhäuser des Alterthums: des Hauses
Thai-kung in ihrem Zusammenhänge wiedergegeben und erläutert,
bringt in dieser Abhandlung die Geschichte eines anderen, nicht
minder berühmten Hauses, dessen Entsprossene die Fürsten des in
den alten Büchern oft genannten Landes Lu. Die Gründung dieses
Hauses erfolgte kurz nach dem Untergange der Könige von Schang
(1122 vor uns. Zeitr.), um welche Zeit König Wu von Tscheu,
indem er sämrntlichen ihm unterworfenen Landen neue Einrich
tungen gab, mit der Erdhöhe von Khio-feu, dem fürstlichen
Wohnsitze des Landes Lu, seinen jüngeren Bruder Tscheu-kung,
d. i. Fürsten von Tscheu, belehnte.
Von Tscheu-kung bis zu dem letzten seines Hauses zählt man
in Lu vierunddreissig Landesfürsten, deren Lenkung den Zeitraum
von nahe achthundertsiebenzig Jahren umfasst.
An Macht mit dem ihm benachbarten Tsi, dem Erbe des Hauses
Thai-kung, nicht zu vergleichen und dabei häufig an der ärgsten
Zerrüttung im Inneren leidend, glänzte Lu trotz dieser ungünstigen
Umstände durch eine Reihe weiser und hervorragender Männer,
unter ihnen der gefeierte Khurig-khieu (Khung-tse) selbst.
Schon zu den Zeiten Khung-khieu's war Lu eines der schwäche
ren Fürstenländer und nach aussen so wenig unabhängig, dass
dessen Fürsten gewöhnlich an den die Obergewalt sich anmassenden
Höfen von Tsi und Tsu huldigend erschienen und daselbst nicht
selten, zum Verdrusse der Machthaber und Weisen des Landes,
ihnen mit Absicht bereitete Demüthigungen erfuhren.