Die Lipowaner in der Bukowina.
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werfen wollten, auf das Härteste bestraft und nach Sibirien ver
bannt.
Diese Verfolgungen zwangen einen grossen Theil der Altgläu
bigen (Starowercen oder Raskolniken) in die angrenzenden Länder,
in die Türkei und nach Polen zu flüchten, wo sie ungehindert nach
ihrer Weise leben konnten.
In die Bukowina sind die Altgläubigen gegen das Ende des
18. Jahrhunderts gekommen und daselbst unter dem Namen der
Lipowaner aufgetreten. Dieser Name ist nur eine Kürzung und soll
eigentlich Philipowaner heissen, welcher nach Einigen daher rührt,
dass sie den h. Apostel Philipp besonders verehren, nach Anderen
vondemNamen eines ihrer Führer (Philipp auch Pustoswjätgenannt)
hergeleitet wird.
Die Lipowaner sind von zwei verschiedenen Seiten in die
Bukowina eingewandert; die aus der Moldau (aus der Chotimer
Raja) gekommenen gründeten im Jahre 1774 die Gemeinde Mitoka
dragomirna (auch Sokalince genannt) und im Jahre 1779 die Ge
meinde Klimoutz. Zu diesen ersten Ansiedlern kamen weitere Zuzüge,
und zwar im Jahre 1782 nach Mitoka und im Jahre 1783 nach Kli
moutz, so dass im Jahre 1784 in Mitoka IS alte und 12 neue, und
in Klimoutz 20 alte und 6 neue Familien bestanden haben.
Die Ansiedelung der Lipowaner aus Bessarabien (von den
Ufern des schwarzen Meeres) fand im Jahre 1783 Statt; sie liessen
sich in der Anzahl von 22 Familien (nebst einem Igumen und 7 Mön
chen, welche der Igumen seine 7 Kinder nannte) auf der sogenann
ten Waritza, einem dem Erbherrn auf Hliboka Thaddäus von Turkul
gehörigen Grunde, nieder und gründeten daselbst die Gemeinde
Biatokrynica (auch Bialokiernica, rumänisch Fontina alba, deutsch
Weissenbrunn genannt). Gleich nach ihrer Ankunft richteten sie
daselbst ein Haus zu einer Kirche ein, schmückten es mit den mit
gebrachten Bildern und Kirchengeräthen und errichteten bei .dem
selben ein Gerüst, auf welchem vier in Moskau angekaufte Glocken
aufgehangen wurden. In dem naheliegenden Walde erbauten sie ein
Kloster, welches im Jahre 1803, da die darin befindlichen Mönche
fortwährend von Raubanfällen zu leiden hatten, in das Dorf Bialo-
krynica übertragen wurde. Neben dem Mönchskloster entstand einige
Jahre später auch ein Nonnenkloster. Ihre beiden Anführer, Alexander
Alexjew (angeblich ein Kalmück) und Nikifor Larion (angeblich ein
Sit/.b. d. phil.-hiat. CI. XLI. Bd- II. Hft. 31